Stadtteile

Idyllische Stadtteile umrunden Gemünden

Rund um die Gemündener Altstadt locken herrlich gelegene Stadtteile. Gehen Sie auf Entdeckungsreise nach Schaippach im Sinntal mit seiner romantischen Brücke, nach Schönau mit seiner Klosterkirche, in die stillen Dörfchen Aschenroth und Neutzenbrunn, nach Seifriedsburg, über das winzige Reichenbuch hinüber nach Adelsberg zum Schloß Adolphsbühl. Bergab erreichen Sie Wernfeld und über den Mainsteg gelangen Sie nach Kleinwernfeld, vergessen Sie nicht das am Main an den Wald geschmiegte Dörfchen Harrbach, steigen Sie hinauf nach Massenbuch mit seinem idyllischen Dorfkirchlein und der großartigen Fernsicht. Besuchen Sie auch das am Main gelegene Hofstetten mit seiner Kirche voller Kunstschätze, oder erwandern Sie von Langenprozelten aus den Ostspessart, oder das Pumpspeicherwerk mit den Seen im Sindersbachtal.

(Luftaufnahme: Film-Photo-Ton-Museums-Verein)

Einwohnerzahlen in Adelsberg

Stand Einwohner Hauptwohnsitz Einwohner Nebenwohnsitz Einwohner Gesamt
31.12.2005 1.057 70 1.127
31.12.2006 1.040 69 1.109
31.12.2007 1.021 74 1.095
31.12.2008 1.004 76 1.080
31.12.2009 986 74 1.060
31.12.2010 964 54 1.018
31.12.2011 955 53 1.008
31.12.2012 950 57 1.007
31.12.2013 934 56 990
31.12.2014 933 53 986
31.12.2015 924 45 969
31.12.2016 922 48 970
31.12.2017 921 50 971
31.12.2018 939 50 989
31.12.2019 915 38 953
31.12.2020 918 40 958
31.12.2021 919 40 959
31.12.2022 906 39 945
31.12.2023 897 41 938
31.12.2024 911 38 949

Kurzfassung der Chronik von Adelsberg

1008

Adolph von Hohenburg und sein Bruder Reinhard von Hohenburg, Nachkommen von Arnold von Hohenburg an der Lahn, siedeln sich auf dem Berg über dem Main an. Adolph erbaut die Burg Adolphsbühl, Reinhard im Jahr 1028 die Homburg.
Ansiedlung von Würzburger Untertanen zum Bau der Burg.

 

1217
Jobst von Hohenburg.

 

1220
Erbauung der Diemarburg nach Ansiedlung des Ritters Diemar von Wiesenfeld, einem Vasall von Rieneck.

 

1240
Valentin von Blofelden (Schwiegersohn des letzten männlichen von Hohenburg) erbt Burg Adolfsbühl.

 

1335
Fidel Diemar erstellt zusammen mit Kurt von Thüngen das erste Gotteshaus, eine Kapelle, die dem heiligen Leonhard gewidmet ist, in der Größe der heutigen Sakristei und des Chorraumes.

 

1336
Einweihung der Kirche durch den Würzburger Fürstbischof Otto von Wolfskehl.

 

1357
Conrad von Bickenbach.

 

1384
Gründung einer Lokalkaplanei, die der Pfarrei Karsbach untersteht.

 

1408
Die Zollstätte „Zwing“ wird von König Wenzeslaus an Adelsberg verliehen.

 

1423
Die Kapelle Adelsberg wird durch Fürstbischof Johann II. von Brunn von Karsbach abgelöst und an Gemünden angeschlossen.

 

1515
Neuer Burgherr: Dietrich von Blofelden.

 

1525
Zerstörung der Burg Adolphsbühl im Bauernkrieg und anschließender Wiederaufbau.

 

1595
Fürstbischof Julius Echter trennt Adelsberg von Gemünden und vereinigt Adelsberg als Filialkirche mit Wernfeld zu einer vollen Pfarrei mit Landbesitz.

 

1625
Die Diemarburg mit ihren Schutzjuden kommt durch Heirat in den Besitz von Burg Adolphsbühl und steht von da an leer.

 

1626
Neubau des Schlossgebäudes in seiner jetzigen Form durch Hans von Schreibersdorf.

 

1635
Besonders schlimmes Pestjahr: mindestens 93 Menschen sterben, fast die Hälfte der damaligen Bevölkerung. Zur Abwehr gegen eine zukünftige Pest geloben die Adelsberger zwei Bitttage zum Hl. Sebastian und zum Hl. Rochus. Der Bitttag zum Hl. Rochus ist der Ursprung der Wallfahrt zum Sodenberg und später (ab 1967) nach Schönau am 15. August jeden Jahres.

 

1688
Schlossherrin Maria Barbara von Buttlar.

 

1700
Baron von Schütz.

 

1719
Umfangreiche Änderungen der Burganlagen (bis 1735), z.B. 1720 Bau des Gesindehauses an der Straße mit Schlosskeller.

 

1731/32
Bau der Kirche (Vergrößerung der Kapelle durch Pfarrer Metzger)
An der Dorfstraße werden die Bildstöcke (Sakramentshäuschen) errichtet.

 

1745
Oberamtmann von Hettersdorf kauft Schloss und Gut.

 

1750
Der neue Besitzer ist Carl Reinhard Freiherr von Drachsdorf. Während seiner Zeit gibt
es die meisten Änderungen an der Schlossanlage.

 

1752
Das schadhafte Schloss von 1626 wird abgerissen und in der heutigen Weise neu aufgebaut.

 

1767
Die Diemarburg wird eingerissen, mit dem Schutt wird ein Hügel im Burggarten erstellt.

 

1818
Alle ehemaligen Schutzjuden, die damals im Burgbereich wohnten, sind in eigenen Häusern im Dorf untergebracht.

 

1842
Verkauf des Schlosses an Oberschulrat H. Jäger aus Kassel.

 

1850
Bau der jüdischen Synagoge.

 

1874
Das (alte) Schulhaus neben der Kirche wird errichtet.

 

1888
Zwei Glocken werden im Turm der Kirche angebracht.

 

1918
Eine der beiden Glocken wird für Kriegszwecke abgegeben.

 

1921
Elektrischer Strom wird in Adelsberg installiert.

 

1924
Erste Wasserleitung.

 

1925
Einweihung des Kriegerdenkmals.

 

1925
Herr Fritz Schmitt-Prym (bekannt durch Pryms Druckknöpfe) kauft das Schloß.

 

1931
Aufteilung von ca. 250 Hektar Feld, Wald und Wiesen, die zum Hofgut gehörten.
Das Schloß wird an Frau Adalberta Derleth verkauft. Sie betreibt eine Kräuter- und Teeherstellung.

 

1938
Das Ende der jüdischen Gemeinde Adelsberg.

 

1945
Am 4. und 5. April Artilleriebeschuss, Adelsberg wird zu 70 % zerstört.

 

1951
Abtragung der letzten Reste der ehemaligen jüdischen Synagoge, nachdem das Gebäude in der Reichskristallnacht 1938 demoliert und 1945 durch Granateinschläge zerstört wurde.

 

1952
Wiederanbringung einer zweiten Glocke im Kirchturm.

 

1955
Einweihung Neue Schule.

 

1958
Neubau Feuerwehrhaus, dem darunter liegenden Löschweiher und der Frigidäranlage als „Dreizweckbau“.

 

1959
Verkauf des Schlosses an Edgar Gäck, er eröffnet dort eine Lederwarenfabrik.

 

1964
Außen- und Innenrenovierung der Kirche mit Versetzung der Treppe zur Empore. Schule wird mit Wernfeld zum Schulverband Wernfeld/Adelsberg vereint.

 

1965
Friedhofserweiterung und Errichtung eines Leichenhauses.

 

1971
Eingemeindung zur Stadt Gemünden am 1.1.1971.

 

1972
Kindergarteneröffnung in der Neuen Schule.

 

1974
Auszug der letzten Schulklasse (danach noch bis 1981 Unterbringung einer Sprachheilschule).

 

1978
Grundsteinlegung Adolphsbühlhalle.

 

1982
Einweihung Adolphsbühlhalle.

 

1985/86
Umfassende Kirchenrenovierung. Gottesdienste finden in der Adolphsbühlhalle
statt. Anbau der Sakristei und Anbau eines Windfangs am Haupteingang im Mai 1986.

 

1990
Beginn der Dorferneuerung.

 

1991
Anschluss ans Ferngasnetz.

 

1994
Neubau des Feuerwehrhauses.

 

1997
Umfunktionierung der Alten Schule in Dorfgemeinschaftshaus mit Jugendtreff, Bücherei und Gruppenräumen. Friedhofserweiterung mit Urnenplätzen.

 

2008
1000-Jahr-Feierlichkeiten.


(Zusammenstellung: Bernd Wirthmann)

Aschenroth, eine Rodungsinsel in der waldreichen Mark Hammelburg

 

Der Ortsname Aschenroth entstammt der Rodungsperiode am Ende des Frühmittelalters wie auch Wohnroth, Hohenroth, Wartmannsroth und Dittlosfsroda. Während sich das Grundwort eindeutig auf den Rodungsvorgang zuordnen lässt, können beim Bestimmungswort „Hassen“ mehrere Wörter zugrunde liegen, wie zum Beispiel das mittelhochdeutsche „hasche“ für Axt, „asch“ für den Laubbaum Esche oder auch „asche oder esche“ für Asche. Da die Siedlung bei der ersten schriftlichen Erwähnung 1316 noch Hassenroda hieß, ist das Bestimmungswort als „mit der Axt gerodet“ zu übersetzen.

 

Später wandelte sich der Name zu Heschenrode (1503), Aschenroth (1527), Eschenroth (1640) und 1818 zu Aschenroth.

 

Die Ansiedlung dürfte kurz nach der Schenkung der Mark Hammelburg an die Abtei Fulda durch Karl den Großen im Jahre 777 entstanden sein. Denn um den Bezirk wirtschaftlich zu erschließen, waren in dem waldreichen Gebiet umfangreiche Rodungsarbeiten erforderlich.

 

Das Gebiet erstreckte sich bis zum Reußenberg, nach Weyersfeld, Aschenroth, Hurzfurt und auf den Scharfritz in den heutigen Landkreis Gemünden hinein.

(Luftaufnahme: Film-Photo-Ton-Museums-Verein)

Einwohnerzahlen in Aschenroth

Stand Einwohner Hauptwohnsitz Einwohner Nebenwohnsitz Einwohner Gesamt
31.12.2005 60 4 64
31.12.2006 57 4 61
31.12.2007 59 4 63
31.12.2008 59 4 63
31.12.2009 56 4 60
31.12.2010 51 3 54
31.12.2011 51 4 55
31.12.2012 48 5 53
31.12.2013 49 3 52
31.12.2014 49 3 52
31.12.2015 46 4 50
31.12.2016 47 5 52
31.12.2017 48 3 51
31.12.2018 46 5 51
31.12.2019 45 5 50
31.12.2020 48 6 54
31.12.2021 46 6 52
31.12.2022 44 6 50
31.12.2023 47 7 54
31.12.2024 42 11 53

Chronik von Aschenroth

1150/62
kamen die Grafen von Rieneck in den Besitz der Saalgrundorte Wolfsmünster, Gräfendorf mit den Eidenbacher Höfen, Schonderfeld, Michelau mit der Hurzfurt, Aschenroth, Neutzenbrunn, Mopen (Schönau). Graf Ludwig I. von Loon und Rieneck.

 

1139-1168
gehörte zu den 10 Lehengrafen der Abtei Fulda. Dieses Lehensverhältnis brachte der Herrschaft Rieneck die Saalegrundorte Wolfsmünster, Gräfendorf mit Eidenbach, Schonderfeld, Michelau mit Hurzfurt, Weikersgrüben, Aschenroth, Neutzenbrunn, Mope und Dittlofsroda mit Nappenbach ein.

 

Kirchlich gehörten die rieneckischen Besitzungen an der Saale zur Mutterpfarrei Wolfsmünster mit den Filialen Aschenroth, Schönau, Neutzenbrunn, Gräfendorf, Schonderfeld, Michelau, Morlesau, Ochsental, Windheim, Dittlofsroda, Völkersleier, Waizenbach, Weickersgrüben, Seifriedsburg und Reichenbuch.

 

1189
verkaufte Graf Gerhard von Rieneck Mope, das spätere Schönau, mit Genehmigung des Abtes Konrad von Fulda, nachdem dieser „villa Mope“ gegen andere bessere Güter, unter anderem auch Reichenbuch, mit den Rieneckern getauscht hatte, an Friedrich von Heselare. Dieser übertrug Mope an die Kirche des Heiligen Kilian, damit dort ein Kloster zu Ehren der Jungfrau Maria gebaut werde. Der benachbarte Adel unterstützte das Kloster durch Schenkungen. So traten die Rienecker unter anderem die Dörfer Reichenbuch, Aschenroth und den Hof Neutzenbrunn an die Zisterzienserinnen ab.

 

Am 7. Juni 1460
verschrieb Graf Philipp der Jüngere seiner Gemahlin Margaretha von Eppenstein 10 000 Gulden als Morgengabe auf seinen Anteil an Burg und Stadt Rieneck mit allen Zugehörungen, mit den Dörfern, Weilern, Höfen und Gerichten zu Wolfsmünster, Schonderfeld, Gräfendorf, Michelau, Seifriedsburg, Weihersfeld, den Fellener Grund, Aschenroth, Schaippach, Nappenbach, darunter auch die Höfe zu Rieneck, Neitzenbron, Hohenrod und Hesselbron, die Zinsen zu Mittelsinn, Niedernsinn, Brotselden, Gemünden.

 

Graf Reinhard von Rieneck trat 1505 die Schirmvogtei über das Kloster Schönau mit den zugehörigen Orten Seifriedsburg, Heschenrode und das Hofgut Neutzenbrunn an den Bischof von Würzburg ab. Würzburg versuchte nun in der Folge die rieneckische Zehntherrlichkeit über die Saaleorte an sich zu ziehen. Die Grafen mussten immer wieder gegen das Fernbleiben der würzburgischen Untertanten beim Amtmann von Gemünden protestieren. Erst als die Mainzer Rieneck übernahmen, erkannten die Würzburger Bischöfe die Zehntherrlichkeit der Grafschaft Rieneck über die Saaleorte an.

 

Die letzte Äbtissin von Schönau verpfändete 1553 Philipp von Thüngen Wartmannsroth und den Weiler Aschenroth.

 

1685
wurden die Schönrainer Güter zu Aschenroth dem Amt Homburg ob der Wern unterstellt. Die Besitzungen des Juliusspitals in Aschenroth zählten zu den auswärtigen Besitzungen.

 

1702
wurden die dem Juliusspital eigenen Dörfer, darunter auch Aschenroth, gegen den Protest derer von Thüngen von der Ritterschaft zum kaiserlichen Landgericht Franken gezogen. Die Vogtei stand dem Stift zu. Ein Schultheiß hatte im Ort die Interessen des Juliusspitals zu vertreten. Die Bewohner von Aschenroth waren leibeigen und mussten deshalb das Leibhuhn entrichten, aber kein Besthaupt, das im Todesfall bezahlt werden musste.

 

Bis 1802
unterstanden beide Orte dem juliusspitälischen Vogteiamt Wolfsmünster, 1804 dem Landgericht Gemünden und 1806 dem juliusspitälischen Patrimonialgericht Wolfsmünster.

 

1806
wurden vom Großherzogtum Würzburg die erworbenen ritterschaftlichen Gebiete an Sinn- und Saale, samt der Besitzungen des Juliusspitals und der Universität, zu einem Distriktskommisariat zusammengefasst. Hoheitsbeamter war der Spitalvogt von Wolfsmünster, wo sich auch der Sitz befand.

 

1814
wurde das Distriktskommisariat aufgelöst und dem bayerischen Landgericht Gemünden zugeteilt. 1818 wurde aus den Orten Neutzenbrunn und Aschenroth eine Gemeinde gebildet. 1972 wurde die Gemeinde als Stadtteil „Aschenroth-Stadt Gemünden a.Main“ nach Gemünden eingemeindet.

 

Quellen

 

Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, Leipzig 1885

 

Dr. Michael Wieland: Das Cisterzienserkloster Schönau, Würzburger Bistums, Bregenz 1897

 

Pater Bernward Bauer, OFM Conv.: Kloster Schönau im Wandel fränkischer Geschichte, I. Teil, Gemünden/Schönau 1988

 

Wilhelm Bierschneider: Unterfranken, historische Daten von Städten, Gemeinden und Ortsteilen, München 2003

 

G. Adam Götz: Geographische Beschreibung des Untermainkreises, Würzburg 1824

 

Karl Richter: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Gemünden, München 1963

 

(Die­ser Text wur­de uns freund­li­cher­wei­se zur Ver­fü­gung ge­stellt von Herrn Bru­no Schnei­der)

Bereits 1014 wird der nach dem kleinen Gewässer benannte Ort Harrbach erstmals urkundlich erwähnt. Das Dorf gehörte zum Homburgischen Besitz und teilte daher auch im Wesentlichen die Geschichte mit dem Amt Homburg.
Offensichtlich hatten aber auch die Grafen von Rieneck Besitzungen in Harrbach, denn 1376 verkauften die Grafen Gerhard und Gottfried von Rieneck einen erheblichen Teil ihrer Lehenschaften an das Hochstift Würzburg.

 

Nach dem Niedergang der Herren von Homburg, bzw. ihrer Nachfolger, der Bickenbacher und dem Verkauf an das Hochstift zu Würzburg im Jahr 1469, gehörte Harrbach zum Amt Homburg. Dieses erhob den Zehnt, hatten die Gerichtsbarkeit inne und übte das Patronatsrecht aus. Das Dorfgericht wurde zusammen mit Wernfeld, Kleinwernfeld und Adelsberg gebildet. Harrbach war im Gegensatz zu den anderen Homburgischen Orten von der Beet (Grundsteuer) befreit.

 

Während des 30-Jährigen Krieges dürfte auch Harrbach unliebsame Bekanntschaft mit den Schweden und Franzosen gemacht haben. Es ist zu vermuten, dass Gustav Adolf im Frühjahr 1632 auf dem Weg von Gemünden nach Kitzingen zumindest hier vorbeigekommen ist.
Südwestlich vom Dorf, auf einer Anhöhe, findet man Reste einer kleinen Burg. Aus den Resten der Umfassungsmauer zu schließen, war diese jedoch mehr ein Kontroll- und Sicherungspunkt als eine befestigte Burg. Ihre Zerstörung fand angeblich im Bauernkrieg statt.

 

Die ältesten Schulakten des ehemaligen Landratsamtes Gemünden stammen aus dem Jahr 1816. Zumindest zu diesem Zeitpunkt bestand also eine Schule in Harrbach.

 

Mit der Gebietsreform in Bayern kam auch das Ende für die Gemeinde Harrbach. 1971 beschloss der Gemeinderat bei seiner vorletzten Sitzung die Auflösung der Gemeinde und die Eingliederung nach Gemünden.

 

Harrbach gehörte ursprünglich zur Altpfarrei Wiesenfeld und heute zu Karlburg. Das bescheidene Kirchlein mit einem Dachreiter für die Glocke wurde 1678 unter Fürstbischof Philipp von Dernbach gebaut. Die einheitliche Ausstattung ist im guten klassizistischen Stil mit Rokokonachwirkungen. Die Altäre sind aus dem Jahr 1788.

 

(aus der Festschrift 975 Jahre Harrbach von Alois Wolf)

(Luftaufnahme: Film-Photo-Ton-Museums-Verein)

Einwohnerzahlen in Harrbach

Stand Einwohner Hauptwohnsitz Einwohner Nebenwohnsitz Einwohner Gesamt
31.12.2005 139 11 150
31.12.2006 140 10 150
31.12.2007 139 10 149
31.12.2008 152 10 162
31.12.2009 148 9 157
31.12.2010 143 5 148
31.12.2011 142 6 148
31.12.2012 138 3 141
31.12.2013 129 2 131
31.12.2014 125 2 127
31.12.2015 124 3 127
31.12.2016 122 4 126
31.12.2017 123 3 126
31.12.2018 126 3 129
31.12.2019 127 2 129
31.12.2020 129 2 131
31.12.2021 140 2 142
31.12.2022 129 4 133
31.12.2023 125 6 131
31.12.2024 131 6 137

Chronik von Harrbach

Bereits 1014 wird der nach dem kleinen Gewässer benannte Ort Harrbach erstmals urkundlich erwähnt. Das Dorf gehörte zum Homburgischen Besitz und teilte daher auch im Wesentlichen die Geschichte mit dem Amt Homburg.
Offensichtlich hatten aber auch die Grafen von Rieneck Besitzungen in Harrbach, den 1376 verkauften die Grafen Gerhard und Gottfried von Rieneck einen erheblichen Teil ihrer Lehenschaften an das Hochstift Würzburg.



Nach dem Niedergang der Herren von Homburg, bzw. ihrer Nachfolger, der Bickenbacher und dem Verkauf an das Hochstift zu Würzburg im Jahr 1469 gehörte Harrbach zum Amt Homburg. Diese erhoben den Zehnt, hatten die Gerichtsbarkeit inne und übten das Patronatsrecht aus. Das Dorfgericht wurde zusammen mit Wernfeld, Kleinwernfeld und Adlesberg gebildet. Harrbach war im Gegensatz zu den anderen Homburgischen Orten von der Beet (Grundsteuer) befreit.



Während des 30-jährigen Krieges dürfte auch Harrbach unliebsame Bekanntschaft mit den Schweden und Franzosen gemacht haben. Es ist zu vermuten, dass Gustav Adolf im Frühjahr 1632 auf dem Weg von Gemünden nach Kitzingen zumindest hier vorbeigekommen ist.
Südwestlich vom Dorf, auf einer Anhöhe, findet man Reste einer kleinen Burg. Aus den Resten der Umfassungsmauer zu schließen, war diese jedoch mehr ein Kontroll- und Sicherungspunkt als eine befestigte Burg. Im Bauernkrieg wurde sie angeblich zerstört.



Die ältesten Schulakten des ehemaligen Landratsamtes Gemünden stammen aus dem Jahr 1816, Zumindest zu diesem Zeitpunkt bestand also eine Schule in Harrbach.



Mit der Gebietsreform in Bayern kam auch das Ende für die Gemeinde Harrbach. 1971 beschloss der Gemeinderat bei seiner vorletzten Sitzung die Auflösung der Gemeinde und die Eingliederung nach Gemünden.



Harrbach gehörte ursprünglich zur Altpfarrei Wiesenfeld und heute zu Karlburg. Das bescheidene Kirchlein mit einem Dachreiter für die Glocke wurde 1678 unter Fürstbischof Philipp von Dernbach gebaut. Die einheitliche Ausstattung ist im guten klassizistischen Stil mit Rokokonachwirkungen. Die Altäre sind aus dem Jahr 1788.
(aus der Festschrift 975 Jahre Harrbach von Alois Wolf)

(Luftaufnahme: Ferdinand Heilgenthal)

Einwohnerzahlen in Hofstetten

Stand Einwohner Hauptwohnsitz Einwohner Nebenwohnsitz Einwohner Gesamt
31.12.2005 414 31 445
31.12.2006 412 30 442
31.12.2007 417 23 440
31.12.2008 419 21 440
31.12.2009 409 22 431
31.12.2010 404 15 419
31.12.2011 418 17 435
31.12.2012 411 17 428
31.12.2013 414 16 430
31.12.2014 410 16 426
31.12.2015 395 16 411
31.12.2016 420 15 435
31.12.2017 416 20 436
31.12.2018 399 19 418
31.12.2019 410 11 421
31.12.2020 412 10 422
31.12.2021 390 11 401
31.12.2022 396 13 409
31.12.2023 401 11 412
31.12.2024 403 13 416

Chronik von Hofstetten

Im Jahr 1159 wurde Hofstetten erstmals urkundlich erwähnt. Damals tauschte das Kloster Schönrain seine Güter in Wiesenfeld, Ziegenbach, Massenbuch, Wernfeld, Karsbach, Heßdorf, Seifriedsburg und Retzbach gegen die Orte „Hovesteti“ (Hofstetten) und Spurcaha, ein Hofgut vermutlich in Richtung Halsbach gelegen, das bis heute nicht eindeutig lokalisiert wurde. Die Geschichte des linksmainischen Dorfes am Fuße des 420 Meter hohen Geisbergs dürfte allerdings viel weiter zurückgehen.



Wissenschaftlich bestätigte Funde von Archäologen, wie eiszeitliche Schaber, Pfeilspitzen aus der Jungsteinzeit und keltische Münzen aus der Zeit um 50 nach Christus belegen, dass der Seichthang über dem Main schon seit jeher Lager- und Siedlungsplatz war. Durch die Sammlungsanhäufungen in der Feldflur Hofstettens sind daher drei keltische Hofstätten nachgewiesen. Zum Dorfleben gehörte immer schon der Fluss. Ursprünglich verband eine Furt die bedeutende Birkenhainer Straße mit dem Waldsassengau auf der fränkischen Platte. Später konnten die Langenprozeltener und Hofstettener mit der Fähre, die bis 1973 bestand, nachbarliche und dadurch entstandene verwandtschaftliche Beziehungen pflegen. Über die wetterfesten „Höschter“ Fährleute kennen nicht nur die älteren Einwohner noch viele Anekdoten und Geschichten.



Die Entwicklung des Ortes, der zur Urpfarrei Wiesenfeld gehörte, ist seit dem Mittelalter eng mit dem Benediktinerkloster Schönrain verbunden. Das um 1080 im Investiturstreit als nördlicher Vorposten der Papsttreuen gegründete Priorat der Abtei Hirsau im Schwarzwald war für die Siedlungen der Region lange Zeit prägend (Link: Schönrain.de). Am 19. Juli 1400 bekam das kleine Dorf eine selbständige Pfarrei, wurde aber 1535 unter dem letzten Rienecker Grafen Philipp III evangelisch, obwohl dieser nach dem Tausch von 1159 mit Schönrain im Dorf nur noch ein verpachtetes Hofgut besaß. Zehn Jahre zuvor hatte der Bildhäuser Haufen aus der Rhön im Bauernkrieg das Kloster mit seiner dreischiffigen Basilika gebrandschatzt und zerstört.



1556 baute Graf Philipp auf dem Gelände ein Schloss im zeitgenössischen Stil der Renaissance, das nach seinem Tod 1559 seiner Frau Margarete als Witwensitz diente, später als Würzburger Amtssitz und bis 1818 als Forstamt. Da Philipps Ehe kinderlos geblieben war, starb das Grafengeschlecht aus, das Rienecker Lehen fiel zurück an Würzburg. Die Ruine des Schlosses auf dem sonnenverwöhnten Bergsporn ist in unserer Zeit ein beliebtes Ausflugsziel mit weit reichendem Blick auf das Maintal. Fürstbischof Julius Echter leitete 1601 die Gegenreformation ein und Hofstetten bekam eine neue Pfarrkirche, die an Allerheiligen 1610 vom Würzburger Weihbischof Eucharius Sang dem Kirchenpatron St Michael geweiht wurde. Sie bildet bis heute, baulich wenig verändert, zusammen mit dem 1714 erbauten barocken Pfarrhaus den markanten Mittelpunkt des Dorfes.



Das Gotteshaus beherbergt einige Kostbarkeiten, wie die der Riemenschneiderschule zugeschriebene Pieta über dem Altar. Wie die Bevölkerung, litten auch die Pfarrherren unter den immer wiederkehrenden Kriegswirren, Missernten und Typhus-Epidemien, denen nicht wenige Einwohner zum Opfer fielen. Dazu kamen die Einfälle der Franzosen, die 1796 das Pfarrhaus überfielen, „dem Pfarrer Johann Sebastian Scholz das Bajonett auf die Brust setzten, bis er seine Barschaft von zehn Karolinen hergab. Sie zertrümmerten die Hausgeräte und ließen die Bettfedern hinausfliegen. Er flüchtete sich hierauf mit seiner Schwester und andern Leuten in den Schönrainer Wald“, stand in den Kirchenbüchern zu lesen. Wegen der häufigen Fälle von Typhus, den man auf verseuchtes Brunnenwasser zurückführte, wurde der Friedhof Mitte des 19. Jahrhunderts außerhalb des Ortes neu angelegt. Zwischen 1852 und 1897 starben 26 Einwohner an der Krankheit, weshalb man noch vor der Jahrhundertwende eine von einer Quellfassung am Geisberg gespeiste Wasserleitung aus Tonrohren installierte.



Aus früheren Presseberichten, denen die Archive der Heimatforscher Dr. Philipp Seltsam (Gemünden) und Edmund Josef Rauch (Neuendorf) zu Grunde liegen, sind einige interessante Hinweise auf das Heimatbewusstsein und den Zusammenhalt der Hofstettener zu finden: „Ihre Rechte haben aber die streitbaren Hofstettener Bürger nie preisgegeben. Als 1813 die Saalebrücke in Gemünden wieder einmal große Reparaturen kostete, verlangte die Stadt im Einvernehmen mit der Regierung die Heranziehung der Hofstettener Bürger zu den Baukosten. Besonders sollten sie mit Hand- und Gespannfrondiensten zum Brückenbau beitragen. Mit Hilfe eines Rechtsanwalts setzten 27 Ortsnachbarn im Namen der Gemeinde Hofstetten ihre Befreiung durch“. Auch dem um 1875 gehegten Plan der Bayerischen Forstverwaltung, den Schönrainberg als „ausmärkisch“ zu erklären, um die Grundsteuer an die Gemeinde zu sparen, widersetzten sich die Hofstettener Bürger erfolgreich in einem langwierigen Prozess.



Das ausgeprägte Traditionsbewusstsein der etwa 430 Einwohner spiegelt sich heute nicht nur im regen Vereinsleben der Allgemeinen Sportvereinigung, der Blaskapelle, dem Obst- und Gartenbauverein, der Freiwilligen Feuerwehr, dem Kindergartenverein und dem Verein Bürgerinitiative Wasser wider. Mit örtlichen Vereinsfesten, Fasenacht, Maianblasen, Martini-Kirchweih und der Feier des Michaeltags als Patrozinium stehen markante Termine im Jahreskalender. Bei aller Tradition waren und sind die an der fränkischen Lebensader Main beheimateten Bewohner einfallsreich in Bezug auf das Zusammenleben im Dorf und mit der Stadt Gemünden, der sie als Ortsteil seit 1970 angehören. Sie sind aufgeschlossen für Neuerungen und auch gerne Gast und Gastgeber, was die regelmäßige Teilnahme an den internationalen Hofstettentreffen und dessen mehrfache Ausrichtung, sowie die Besucherzahlen des auch von ausländischen Gästen geschätzten Spessart-Campingplatzes „Schönrain“ belegen.



(Text: Ferdinand Heilgenthal)

(Luf­t­auf­nah­me: Film-Pho­to-Ton-Mu­se­ums-Ver­ein)

Einwohnerzahlen in Kleinwernfeld

Stand Einwohner Hauptwohnsitz Einwohner Nebenwohnsitz Einwohner Gesamt
31.12.2005 49 8 57
31.12.2006 51 7 58
31.12.2007 51 7 58
31.12.2008 55 7 62
31.12.2009 46 8 54
31.12.2010 49 3 52
31.12.2011 51 4 55
31.12.2012 51 4 55
31.12.2013 52 4 56
31.12.2014 52 4 56
31.12.2015 47 3 50
31.12.2016 47 2 49
31.12.2017 45 3 48
31.12.2018 48 2 50
31.12.2019 48 2 50
31.12.2020 48 2 50
31.12.2021 52 2 54
31.12.2022 52 2 54
31.12.2023 53 1 54
31.12.2024 44 1 45

Chronik von Kleinwernfeld

Den ersten schriftlichen Beleg von Kleinwernfeld gibt es 1349 als „Kleinen-Wernvelt“.
Zu dieser Zeit war das kleine Dorf noch im Besitz der Grafen von Rieneck.
Ludwig Graf von Rieneck verkaufte 1380 seine Eigenleute in den Dorfschaften Karbach, Greußenheim, Zellingen, Leinach, Tiefenfeld, Rettersbach, Rohrbach, Himmelstadt, Hochheim, Büchold, Steinfeld, Zell, Kleinwernfeld, Steinbach, Billingshausen, Neustadt, Grüngeld, Gambach, Retzbach und Thüngersheim an den Bischof Gerhard zu Würzburg für 3000 Pfund Heller.

 

1383 wird zum ersten Mal zwischen „Grossen und Kleinen Wernfeldt“ unterschieden.
Kirchlich gehörte der Ort zur Urpfarrei Wiesenfeld, die auch später das Patronatsrecht inne hatte. Mit der Gründung der Pfarrei Gemünden dürften 1341 auch Reichenbuch, Wernfeld und Kleinwernfeld als Filialorte zu Gemünden gekommen sein. Patronatsherr blieb weiterhin der Pfarrer der Mutterpfarrei Wiesenfeld. Später wurde der Ort der katholischen Pfarrei Wernfeld zugeteilt.

 

Um 1800 gehörte Kleinwernfeld mit 13 Nachbarn zum Dorfgericht Wernfeld. Die Vogtei über die Untertanen stand dem würzburgischen Amt Homburg ob der Wern zu. Der Grundbesitz war nicht in einer Hand. Die Lehen-Grundherrschaft über die Bauern übten sowohl die Kellerei Homburg und als auch die Pfarrei Gemünden aus.

 

1804 kam Kleinwernfeld zum bayerischen Landgericht Gemünden, 1806 zum großherzoglich würzburgischen Landgericht Gemünden und 1818, nach dessen Auflösung, wieder zum bayerischen Landgericht Gemünden. 1818 entstand aus Wernfeld und Kleinwernfeld die politische Gemeinde Wernfeld.

 

1824 zählte Kleinwernfeld 23 Familien mit insgesamt 85 Seelen.

 

Quellen


Wilhelm Bierschneider: Unterfranken, historische Daten von Städten, Gemeinden und Ortsteilen, München 2003

 

G. Adam Götz: Georgraphische Beschreibung des Untermainkreises, Würzburg 1824

 

Karl Richter: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Gemünden, München 1963

 

StaWü

 

Kleinwernfeld/Würzburger Urkunden V 367-95/57

 

(Dieser Text wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Herrn Bruno Schneider.)

(Luf­t­auf­nah­me: Film-Pho­to-Ton-Mu­se­ums-Ver­ein)

Einwohnerzahlen in Langenprozelten

Stand Einwohner Hauptwohnsitz Einwohner Nebenwohnsitz Einwohner Gesamt
31.12.2005 2.107 103 2.210
31.12.2006 2.092 94 2.186
31.12.2007 2.051 103 2.154
31.12.2008 2.032 98 2.130
31.12.2009 2.017 96 2.113
31.12.2010 2.015 74 2.089
31.12.2011 1.976 83 2.059
31.12.2012 1.939 91 2.030
31.12.2013 1.949 84 2.033
31.12.2014 1.950 76 2.026
31.12.2015 1.898 76 1.974
31.12.2016 1.935 68 2.003
31.12.2017 1.933 80 2.013
31.12.2018 1.911 77 1.988
31.12.2019 1.882 64 1.946
31.12.2020 1.876 63 1.939
31.12.2021 1.895 63 1.958
31.12.2022 1.899 64 1.963
31.12.2023 1.883 65 1.948
31.12.2024 1.897 66 1.963

Chronik von Langenprozelten

Langenprozelten wurde 1184 als „Bratselde“ das erste Mal urkundlich erwähnt. Das Stift Aschaffenburg, das wiederum zum Oberstift Mainz gehörte, ließ sich in dieser Urkunde von Papst Lucius bestimmte Besitztümer beglaubigen, wohl um den Machtansprüchen der Grafen von Rieneck entgegenzuwirken. Es ist denkbar, dass sich der Ortsname zusammensetzt aus dem mittelhochdeutschen „brat“ gleich Braten oder Fleisch und „selde“ gleich Haus. „Bratselde“ bedeutet demnach etwa soviel wie eine Herberge, wo Reisende verköstigt werden. „Langen“ wurde zur Unterscheidung von Dorf- und Stadtprozelten hinzugefügt.

 

Seit etwa 1800 ist die Schreibweise Langenprozelten gebräuchlich. 1271 sahen sich die Stiftsherren genötigt ihre Güter in Bratselden dem Voiten Gottfried von Rieneck für 9 Pfund Heller jährlich zu überlassen, da sie sich durch Raub und Brand in sehr schlechtem Zustand befanden. Das Dorf selbst gehörte seit 1276 zum Kloster Schönrain, das es nach seinem wirtschaftlichen Niedergang 1319 an die Grafen von Rieneck verkaufte. Diese wurden 1487 alleinige Herren über Prozelten, nachdem Voit Dietrich von Gemünden seine vom Stift Aschaffenburg erhaltenen Güter mit der Zustimmung von Mainz an die Grafen verkauft hatte. Nach dem Aussterben der Grafen von Rieneck fiel das Dorf 1559 an Mainz zurück.

 

1607 zählte das Dorf 61 Nachbarn, das heißt 61 volle Gemeindebürger mit ihren Familien. Die Gesamteinwohnerzahl dürfte etwa 500 betragen haben. Am Ende des 30-Jährigen Krieges waren nur noch 40 Menschen am Leben. Doch das Dorf blühte bald wieder auf. 50 Jahre nach dem Krieg wohnten dort wieder an die 600 Menschen.

 

Eine Veränderung der Herrschaftsverhältnisse brachte 1803 die Säkularisation, die Verweltlichung der geistlichen Fürstentümer, und die Mediatisierung fürstlicher und reichsunmittelbarer Territorien, das heißt sie wurden dem Staat unterstellt. Bayern, seit 1806 durch Napoleon Königreich, übernahm die Hochstifte Würzburg und Bamberg. Langenprozelten gehörte mit Aschaffenburg zum Fürstentum des Fürstprimas Dalberg. Sein dreiteiliger Staat, der „Staat des Fürstprimas“, bestand aus Aschaffenburg, Regensburg und Wetzlar. 1813 trat Bayern der großen Koalition gegen Napoleon bei und gelangte 1814 durch den Vertrag mit Österreich in den Besitz des Großherzogtums Würzburg und des Fürstentums Aschaffenburg. Damit gelangte auch Langenprozelten an die Krone Bayerns. Aus den Fürstentümern Aschaffenburg und Würzburg wurde 1817 der „Untermainkreis“ gebildet. Langenprozelten, mit 856 Seelen, gehörte zum Landgerichtsbezirk Lohr.

 

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts blühte das Dorf durch den zunehmenden Holzhandel und den damit verbundenen Fuhrbetrieb wirtschaftlich auf. Der Bau der Eisenbahn und die Eröffnung der rheinischen Kohlengruben führten jedoch in der zweiten Hälfte, wie im übrigen Spessart, zur Verarmung der Bevölkerung. Eine weitere Veränderung der Verwaltungsstruktur erfolgte 1829. Das Landgericht Lohr musste die Gemeinden Rieneck, Dürrhof, Schaippach, Hohenroth und den Zollberg an das Landgericht Gemünden abtreten, nicht aber Langenprozelten. 1862 trennte man Verwaltung, Gerichtsbarkeit und Notariat und bildete aus den bisherigen Landgerichten Bezirksämter.

 

Die Gemeinde unmittelbar an der Landkreisgrenze zu Gemünden, fühlte sich vom Landkreis Lohr vernachlässigt und stellte deshalb auf Drängen der Bevölkerung 1952 den Antrag auf Zuteilung zum Landkreis Gemünden. Der Antrag der Gemeinde scheiterte jedoch in München, wo man schon Reformpläne schmiedete. Mit Wirkung vom 1. Juli 1972 wurden die Gebiete der ehemaligen Landkreise Lohr, Gemünden, Karlstadt und Marktheidenfeld mit einigen Ausnahmen zum Landkreis Mittelmain mit Sitz in Lohr a. Main zusammengefasst. In der Bürgerbefragung vom 5.12.1971 sprach sich der überwiegende Teil der Bevölkerung von Langenprozelten gegen eine Eingemeindung nach Gemünden aus, dem sich auch der Gemeinderat anschloss. Erst als gegen Ende der Gemeindegebietsreform der Verlust der letzten Sonderschlüsselzuweisungen in Höhe von 450 000 DM drohte, stimmte der Gemeinderat am 9. Dezember 1975 für eine Eingemeindung am 1. Januar 1978.

 

(Historischer Verein, Bruno Schneider)

Jahrhunderte träumte Massenbuch in Abgeschiedenheit und fern jeglichen Durchgangsverkehr auf der Mainhöhe des Spessarts mit Blick auf Homburg und Reußenburg friedlich dahin. In harter Arbeit musste dem Boden die Ernte abgerungen werden, der eigene Forst, der Dorf und Feld wie ein schützender Wall umschließt, lieferte Bau- und Brennholz. Wie überall, prägten auch hier Landschaft und Umwelt die Menschen. Einsamkeit, und damit das Aufeinander- angewiesen-Sein.

 

Der weite Blick zu den Kuppeln der Rhön bis zu den Hängen Würzburgs ließ einen Menschenschlag wachsen, dem auch heute die Tugenden Hilfsbereitschaft, Gemeinsinn und Aufgeschlossenheit selbstverständlich sind.

 

Was dieser Gemeinsinn entstehen ließ, kann jeder Besucher leicht erkennen. Darüber berichteten Fernsehen, Rundfunk und überregionale Tageszeitungen, als diese Leistungen im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ sowohl auf bayerischer als auch auf Bundesebene mit der Goldmedaille honoriert und im festlichen Rahmen vom damaligen Landwirtschaftsminister Ertl in Berlin den Einwohnern überreicht wurde.

 

Die gepflegten Vorgärten und Anlagen, der Friedhof und Kinderspielplatz, die Wasserversorgung und Kanalisation, all dies wurde unter großen Anstrengungen von der Dorfgemeinschaft geschaffen, in einem Ort mit nur 181 Einwohnern und 36 Wohnhäusern! Man kann sich kaum mehr vorstellen, dass Massenbuch erst seit 1956 auf einer Teerstraße erreichbar ist und bis 1975 nur durch eine Fähre oder auf einem ca. 20 km langen Umweg mit Gemünden verbunden war. Massenbuch wurde bekannt, für viele Gemeinden Vorbild und Ansporn, und man beginnt sich für Ursprung und Geschichte des Ortes zu interessieren.

 

Die Siedlung Massenbuch und ihre Feldflur mit etwa 2 km Durchmesser liegt in der Nordoststrecke des „Mainvierecks“ auf einer leicht welligen Hochfläche, die im Nordosten steil etwa 100 m (von 327 m auf 211m) zu Mainaue abfällt. Das Gebiet gehört noch zum „Sandstein-Spessart“, der hier über den Main greift. Die Ortschaft steht auf dem Oberen Buntsandstein, und zwar dem Röt. Diese Schicht aus leuchtend rotem, tonigen Gestein entstand durch Ablagerungen in der Buntsandsteinzeit vor etwa 200 Millionen Jahren in zum Teil sehr seichten und oft austrocknenden Becken und Seen.

 

Die Ausgangsdehnung der landwirtschaftlichen Nutzfläche fällt zusammen mit einer Lößlehm-Decke, die inselartig auf dem Röt liegt. Die Staubstürme der Eiszeiten haben feines Material herbeigeführt und in den damals vegetationsfreien Gebieten abgelagert. Diese obere Schicht ist die Grundlage der Landwirtschaft des Ortes.

(Luftaufnahme: Film-Photo-Ton-Museums-Verein)

Einwohnerzahlen in Massenbuch

Stand Einwohner Hauptwohnsitz Einwohner Nebenwohnsitz Einwohner Gesamt
31.12.2005 203 24 227
31.12.2006 200 23 223
31.12.2007 196 27 223
31.12.2008 194 27 221
31.12.2009 193 25 218
31.12.2010 188 24 212
31.12.2011 181 25 206
31.12.2012 186 21 207
31.12.2013 183 23 206
31.12.2014 179 15 194
31.12.2015 169 14 183
31.12.2016 176 12 188
31.12.2017 177 13 190
31.12.2018 173 13 186
31.12.2019 173 13 186
31.12.2020 171 11 182
31.12.2021 176 12 188
31.12.2022 179 8 187
31.12.2023 180 8 188
31.12.2024 194 9 203

Chronik von Massenbuch

Die Ursprünge der Besiedlung Massenbuchs, einer Rodungssiedlung und Straßendorfes inmitten einer zusammenhängenden landwirtschaftlichen Nutzfläche innerhalb eines Waldgebietes, sind etwa zwischen 1050 und 1100 anzusetzen. Eine ältere, speziell vorgeschichtliche Besiedlung erscheint ausgeschlossen, mit Sicherheit wurde dieses Gebiet auch nie von Römern betreten. Franken war nach dem Abzug der Kelten im 2./1. Jahrhundert zwar Durchgangsland germanischer Stämme, der Markomannen, Alemannen, Wandalen, Burgunder und Hermunduren-Thüringer, es gibt jedoch keinerlei Hinweise, dass die Massenbucher Flur davon berührt wurde.

 

Was die ersten Siedler bewog, sich in diesem abgelegenen Gebiet anzusiedeln, ist schwer zu sagen. Fest steht, dass es sich um keine klösterliche Kolonisation handelt, sondern wahrscheinlich um eine von den Ludolfingern gelenkte Ansiedlung. Dieses Adelsgeschlecht war ursprünglich in Franken ansässig. Graf Ludwig mit dem Barte hatte durch Heirat mit der Gräfin Cäcilia von Sangerhausen das mächtige thüringische Adelsgeschlecht begründet und auf Grund ererbten Reichtums und Mainzer Belehungen die Schwerpunkte seiner Machtstellung nach Thüringen verlagert. Seine Söhne, die Brüder Ludwig und Berengar Grafen von Sangerhausen, schenkten den Benediktinern in Hirsau (Württemberg-Calw) in dieser Gegend verbliebenen Streubesitz mit der Auflage, eine Niederlassung zu gründen „zum Heil ihrer Seelen, zur Erlösung ihrer Vorfahren und zur Seligkeit ihrer Nachkommen“, angeblich um eine Schuld Ludwig des Springers zu sühnen, der den Markgrafen Friedrich III von Sachsen auf der Jagd 1065 ermordete, um seine Witwe Adelheid heiraten zu können.

 

Möglich, dass diese Überlieferung in das Reich der Sage gehört und in Wirklichkeit ganz nüchterne realpolitische Erwähnungen vorlagen, um in günstiger Lage unweit Gemündens, wo die uralte Straße von Thüringen über Hammelburg dem Lauf der Fränkischen Saale folgend, das Maintal erreicht, einen Stützpunkt zwischen den durch Franken getrennten kaiserfeindlichen Lagern Thüringen und Schwaben (mit Hirsau an der Spitze, das sich von jeder weltlichen Macht unabhängig machen wollte), zu schaffen.

 

Ein gewisser Masso scheint der erste Siedler gewesen zu sein. Der Name Massenbuch kann als Buchenwald des Masso bzw. Rodung oder Siedlung im Buchenwald des Masso gedeutet werden. Urkundlich taucht der Name Massenbuch erstmals in der Urkunde von 1159 auf (also noch fast 100 Jahre vor Gemünden), und zwar im Zusammenhang mit einem Gütertausch des Klosters Schönrain.

 

Im Jahre 1159 „im 4. Jahre der Regierung des Kaisers Friedrich“ (Barbarossa) vertauschte Schönrain u.a. seinen gesamten Klosterbesitz in Massenbuch gegen ein Lehen in Hofstetten und Hof Spurca (am Fuße Schönrains) an Graf Ludwig von Rieneck als Lehen von Würzburg. Demnach gehörte Massenbuch zur ursprünglichen Güterausstattung des Klosters Schönrain, vermutlich also bereits zum Hausgut der Vorfahren des thüngerischen Landgrafengeschlechts, die dieses Gebiet in sehr früher Zeit auf dem Wege einer Schenkung als Königsgut (um 950) erworben haben dürften.

 

Die Erschließung des Raumes zwischen Spessart und Rhön ist wohl erst im Zuge der Ausdehnung des Verkehrs zwischen kultivierten Altsiedellandschaften an Kinzing und Untermain einerseits und dem fränkischen Gauland andererseits erfolgt, wobei auch machtpolitische Gesichtspunkte eine Rolle gespielt haben mögen. Die Rienecker versuchten, ihre Machtstellung auf Kosten des Fürstbischofs von Würzburg in allen Orten des Maintales auszubauen. Unter Ausnutzung ihrer Vogteiherrschaft über das Kloster Schönrain errichteten sie nach der Scherenburg in Gemünden eine weitere Burg in der nähe Schönrains und störten von beiden Plätzen die Mainschiffahrt, beunruhigten die Straßen und gingen gegen die würzburgische Karlburg vor. Der Fürstbischof behielt jedoch die Oberhand, die Rienecker wurden gezwungen, ihre Burg auf Shönrainer Klostergrund abzubrechen, Schadensersatz an das Kloster zu zahlen und allmählich genötigt, auch ihre Herrschaft über Massenbuch einzuschränken.

 

Am 21. Juni 1318 verpfändeten sie die Vogtei in Halsbach, Hofstetten, und Massenbuch an Eberhard von Clöppelstein und Siegfried von Dottenheim. 1376 verkauften die Rienecker ihre zerstreuten Güter an das Hochstift Würzburg gegen 4000 Pfund Heller, wozu auch ihre Besitzungen in Massenbuch und die Leibeigene zählten. Allerdings behielten sie noch das Schutz- und Schirmrecht über Schönrain und die dazugehörigen Orte (u.a. Massenbuch). Konrad Herr zu Bickenbach und Agnes, geb. von Nassau, hatten zwischenzeitlich Güter in Massenbuch erworben und vor 1451 mit „ihren eigenleute, gerich, zehnt, gült, zins“ an den Neffen Philipp von Rieneck verkauft. Von den 23 Gütern Massenbuchs waren im Jahre 1456 23 Güter dem Kloster schönrain und 7 den Bickenbachern zugehörig.

 

Den Weistürmern von Hofstetten, Massenbuch und Halsbach von 1456 ist zu entnehmen, dass die Jagd in Schönrain und auf den zugehörigen Markungen Hofstetten, Massenbuch und Halsbach dem Fürsten von Würzburg zustand. Die Einwohner waren verpflichtet, die Jäger kostenfrei zu verpflegen. Als Untertanen mussten sie angemessenen Frondienst leisten, insbesondere die zu Schönrain gehörigen Felder anbauen, bearbeiten und abernten, das Getreide dreschen sowie alle zum Haushalt auf Schönrain notwendigen Waren hinschaffen. Einkünfte und Rechte des Amtes Schönrain waren zwischen dem Vogt, dem Grafen von Rieneck und dem Prior zu teilen.

 

Auf Schönrain wurden jährlich vier Gerichte abgehalten, an welchen gewöhnlich der Schultheiß von Hofstetten als Richter fungierte mit 12 Schöffen, je 4 aus Hofstetten, Massenbuch und Halsbach. Das Gericht war zur Verhandlung von Schuldforderungen, Beleidigungen, Zank, Gotteslästerungen und dergleichen, für schwere Strafsachen das Zentgericht Karlstadt zuständig. Verbrecher sperrte man vorläufig in den Turm von Schönrain. Der Zentgraf ließ sie dann nach Karlstadt bringen.

 

Im Bauernkrieg, einer sozialrevolutionären Bewegung, ein Kampf um das alte, bäuerliche Recht, besonders am Wald und gegen Fronden und Zinsen, schlossen sich die Bauern von Massenbuch den Aufständischen an. Sie wurden jedoch blutig niedergeschlagen.

 

Nach der Zerstörung des Klosters Schönrain verkaufte das Mutterkloster Hirsau mit Kaufvertrag vom 23. März 1526 „das gewesene Closter Schönrain und die dorzu gehorige Dorfere Hofstetten, Massenbuch und Halsbach“ an der Grafen Philipp III von Rieneck. Dieser erhielt die drei Orte dann in Verbindung mit den Erbtruchsessenamt des Herzogtums Franken von Hochstift Würzburg als Lehen.

 

Mit Philipp III von Rieneck kam die Reformation in die ganze Grafschaft. Auch Massenbuch, das seit mindestens 1192 Filiale der Urpfarrei Wiesenfeld war und von Patres von Schönrain als Hilfspriester betreut wurde, musste die neue Lehre annehmen. Man trennte Massenbuch von der alten Pfarrei Wiesenfeld. Ein in Langenprozelten eingesetzter Prädikant hatte zugleich die Aufgabe, auch in Hofstetten und Massenbuch zu verkünden.

 

Auf Grund eines Erbvertrags vom 17. Febr. 1541 ging das Haus Schönrain mit den 3 ehemaligen Klosterdörfern Hofstetten, Halsbach und Massenbuch nach dem Tode Philipp III im Jahre 1559 an Anton von Isenburg, Graf zu Büdingen, der für diesen Gunstbeweis sich verpflichtet hatte, die Hälfte der Kosten eines Streites u.a. mit dem Bischof Konrad zu Würzburg zu tragen. Erst 1601, als die Linie der Grafen von Isenburg-Büdingen ebenfalls ausstarb, fiel Massenbuch an das Hochstift Würzburg.

 

Fürstbischof Julius Echter führte die katholische Lehre wieder ein, Massenbuch wurde erneut Filiale von Wiesenfeld, auf Schönrain ein würzburgisches Amt erreicht, das auch für Massenbuch zuständig war. Die Besitzverhältnisse in Massenbuch waren immer noch nicht ganz einheitlich. Auch die Grafen von Homburg und Adelsberg hatten schon bald nach ihrer Seßhaftmachung Güter in Massenbuch und Umgebung erworben. Nach ihrem Aussterben kamen diese 1614 ebenfalls an das Hochstift Würzburg zum Amt Schönrain. Durch Schenkungsurkunde vom 7. Okt. 1667 des Fürstbischofs Johann Philipps erhielten die Gemeinden Hofstetten, Massenbuch und Halsbach 142 Morgen (90 Tagwerk, genannt Hohenfeld) als Schenkung.

 

Aus dem Schönrainer Amtsbuch geht hervor, dass Massenbuch von Alters her eine Kapelle besaß. Dort heißt es: „Anno 1655 haben Schultheiß, Gericht und ganze Gemeinde zu Massenbuch das Kirchlein daselbst von Grund aufgebaut, wie es anjetzo steht, auf ihre Kosten von neuem aufbauen lassen“. Einem Pfarrbericht aus dem Jahre 1613 ist zu entnehmen, dass die Massenbucher verpflichtet waren, jeden Sonn- und Feiertag in „züchtiger Ordnung“ nach Wiesenfeld zu wallen. Nur an jedem 4. Sonntag kam der Kaplan von Wiesenfeld nach Massenbuch, um Gottesdienst zu halten und die Jugend zu unterrichten. Es stand also schon vor 1613 eine Kapelle in der Gemeinde. Da die Kapelle sehr klein und baufällig war, errichtete die Gemeinde aus eigenen Mitteln 1702 die neue Kirche, welche Weihbischof Bernhard Maier am 26.9.1710 konsekrierte. Auch für sie wurde der hl. Ägidius Patron. Auf Grund einer Stiftung des Amtsgegenschreibers Georg Währ und Dekret vom 28.11.1802 entstand in Massenbuch eine selbständige Pfarrei. Die Stiftung kam nach Massenbuch, weil die vorgesehene Gemeinde Halsbach diese als Last empfand, während die Einwohner von Massenbuch erfreut zugriffen und sofort ein Pfarrhaus (heute Gastwirtschaft) erreichten. Erst 1825 baute man einen Friedhof, bis dahin begrub man die Verstorbenen in Wiesenfeld.

 

1803 wurde das Fürstentum Würzburg säkularisiert. Massenbuch ging mit an die Krone Bayern über und im Jahre 1806 mit den meisten Teilen des früheren Bistums in den Besitz des Großherzogs Ferdinand, von dem es im Jahre 1913 wieder an das Königreich Bayern überging. Bereits bei Aufhebung des Amtes Schönrain kam Massenbuch zum Amt Gemünden, 1802 zum Landgericht Gemünden.

 

1818 beschloss die Regierung en Forsthaus in Massenbuch zu bauen und die Försterei von Schönrain hierher zu verlegen. Kurzerhand brach man das Dach des Schönrainschlosses ab, um mit dem schweren Eichenholgebälk das neue Forstamt zu errichten.

 

Seit den Zeiten Fürstbischofs Julius Echters mussten die Kinder zumindest während des Winters die Pfarrschulen Wiesenfeld besuchen. Im Jahre 1856 entstand die Alte Schule neben der Kirche, die 1878 zur Gewinnung einer Lehrerwohnung aufgestockt und später auch als Standesamt verwendet wurde. Unter großer Opferbereitschaft der Bevölkerung (3000 freiwillige Arbeitsstunden) konnte 1961/62 eine neue Schule gebaut werden, die durch Bildung zentraler Schuleinheiten jedoch seit 1969 leersteht. Die Schulpflichtigen fahren nun täglich nach Gemünden.

 

Der Einsicht der Bewohner ist es zu verdanken, dass die üblichen radikalen Eingriffe in die Landschaft bei der Flurbereinigung vermieden wurden. Zwar schaffte die kleine Bevölkerung mit 53% Eigenleistung (heute meist nur zwischen 15-30%) den Bau von 3100 m Wegen, die Abfahr von 8000 cbm Auffüllmaterial und die Verarbeitung von 3200 cbm Rolliersteinen und 1800 cbm Sand, sie trug jedoch Sorge, dass Hecken und Bäume inmitten der Flur weiterhin für eine lieblich, abwechslungsreiche Landschaft sorgen.

 

Seit 1907 bezog Massenbuch sein Trinkwasser von der Schönrainquelle. 1953 konnte die katastrophale Wasserknappheit durch die Fassung der Stenzenquelle und den Bau eines Pumpwerks beseitigt werden. Doch die plötzliche Verschmutzung auf Grund eines Jaucheeinbruches machte diese Arbeit zunichte. Abermals mussten die Bewohner erhebliche Eigenleistungen erbringen: Die in der Gemarkung Massenbuch gelegene Klingengrundquelle neu fassen und 1300 m Rohrleitungen zum Pumphaus verlegen. Unter schwierigsten Wetter- und Zufahrtsbedingungen hatte die Bevölkerung wieder einmal Beispielhaftes in Gemeinschaftsarbeit geleistet.

 

Die Klingenmühle, heute ein beliebtes Ausflugsziel, gehörte schon immer zu Massenbuch. Noch heute erinnern sich ältere Einwohner an die Zeiten, in denen der Müller seinem Esel die Getreidesäcke auflud, hinunter zur Mühle trieb und dann mit dem Mehl auf dem Rücken seines Tieres den schmalen Pfad wieder hochkam.

 

Im Jahre 1971 ließ sich Massenbuch nach Gemünden eingemeinden. Der hierfür ausgesetzte Staatszuschuss ermöglichte den Ausbau der Dorfstraße, einer Baumaßnahme, die bei der Bevölkerung die Impulse zur allgemeinen Verschönerung des Ortsbildes noch weiter verstärkte.

 

Das saubere, gepflegte und ruhige Dorf erfreut nun seine Besucher mit üppigem Blumenschmuck an allen Häusern, blühenden Vorgärten und einem plätscherndem Brunnen im Schatten der Dorftrauerweide. Möge diese stille Oase inmitten einer lärmenden und unruhigen Welt lange erhalten bleiben!

 

(Text: Adolf Heidenreich)

(Luf­t­auf­nah­me: Film-Pho­to-Ton-Mu­se­ums-Ver­ein)

Einwohnerzahlen in Neutzenbrunn

Stand Einwohner Hauptwohnsitz Einwohner Nebenwohnsitz Einwohner Gesamt
31.12.2005 73 5 78
31.12.2006 73 6 79
31.12.2007 76 6 82
31.12.2008 70 11 81
31.12.2009 72 13 85
31.12.2010 74 11 85
31.12.2011 76 11 87
31.12.2012 76 12 88
31.12.2013 74 15 89
31.12.2014 77 13 90
31.12.2015 73 12 85
31.12.2016 74 14 88
31.12.2017 75 14 89
31.12.2018 77 14 91
31.12.2019 77 15 92
31.12.2020 78 14 92
31.12.2021 81 9 90
31.12.2022 86 10 96
31.12.2023 78 10 88
31.12.2024 77 8 85

Chronik von Neutzenbrunn

„Neizenbron“ ein Lehen der Abtei Fulda an die Grafen von Rieneck

 

Wann das herrschaftliche Hofgut „Neizenbron“ entstand und die ersten Bauern sich ansiedelten, lässt sich nicht genau datieren. Schon bevor die Grafen von Rieneck in den Besitz nahmen, dürften sich Bauern um das Hofgut herum niedergelassen haben.

 

777 schenkte Karl der Große der Abtei Fulda den ausgedehnten Bezirk der Mark Hammelburg, der sich bis zum Reußenberg, nach Weyersfeld, Aschenroth, Hurzfurt und auf den Scharfritz in den heutigen Landkreis Gemünden hinein erstreckte. In der Grenzbeschreibung der Markung wird ein Brunnen („Inde in theo teofun clingun unzi themo brunnon“ – von da zur tiefen Klinge und zu dem Brunnen) erwähnt, der beim Hofgut Neutzenbrunn zu suchen ist. Dieser Brunnen dürfte der Namensgeber der entstehenden Siedlung gewesen sein. Das Hauptwort „Neizen“ ist wohl auf einen Eigennamen zurückzuführen, vielleicht dem des ersten uns unbekannten Grundherren, denn das mittelhochdeutsche „neizer“, gleichzusetzen mit Bedränger oder Verfolger, macht hier wenig Sinn.

 

1150/62 kamen die Grafen von Rieneck in den Besitz der Saalegrundorte Wolfsmünster, Gräfendorf mit den Eidenbacher Höfen, Schonderfeld, Michelau mit der Hurzfurt, Aschenroth, Neutzenbrunn, Moppen (Schönau). Graf Ludwig I. von Loon und Rieneck (1139-1168) gehörte zu den 10 Lehengrafen der Abtei Fulda um 1150/60.

 

Das Lehensverhältnis zu Fulda brachte der Herrschaft Rieneck die Saalegrundorte Wolfsmünster, Gräfendorf mit Eidenbach, Schonderfeld, Michelau mit Hurzfurt, Weickergrüben, Aschenroth, Neutzenbrunn, Mope und Dittlofsroda mit Nappenbach ein. Kirchlich gehörten die rieneckischen Besitzungen an der Saale zur Mutterpfarrei Wolfsmünster.

 

1189 verkaufte Graf Gerhard von Rieneck Mope, das spätere Schönau, mit Genehmigung des Abtes Konrad von Fulda, nachdem dieser „villa Mope“ gegen andere bessere Güter, unter anderem, auch Reichenbuch, mit den Rieneckern getauscht hatte, an Friedrich von Heselare. Dieser übertrug Mope an die Kirche des Heiligen Kilian, damit dort ein Kloster zur Ehren der Jungfrau Maria gebaut werde. Der benachbarte Adel unterstützte das Kloster durch Schenkungen. So traten die Rienecker unter anderem die Dörfer Reichenbuch, Aschenroth und den Hof Neutzenbrunn an die Zisterzienserinnen ab.

 

Der Linie Rieneck Rothenfels gehörten die Saaleorte Michelau, Schonderfeld, Weyersfeld, Hurzfurt, zum Teil auch Weickersgrüben und Neutzenbrunn sowie Gemünden je zur Hälfte. Nach dem Aussterben der Linie scheint Würzburg als Lehensherrn 1334 diese Besitzungen eingezogen zu haben. Aber erst in den Weistümern von 1469 wird dies belegt. Während um den Besitz der Städte Rieneck und Gemünden mit dem Lehensherr gerungen wurde, blieben die Grafen unangefochten im Besitz des von Fulda herrührenden Lehens um Wolfsmünster.

 

1348 traten die Grafen ihr Patronatsrecht über die Pfarrei Wolfsmünster an das Kloster Schönau ab. Das Kloster trat aber mit seinem Vogteibezirk bis zu seinem Verkauf 1503/05 an Würzburg nie eigenständig auf, sondern blieb unter dem Einfluss der Rienecker, die die Vogtei über das Kloster widerrechtlich ausübten.

 

Durch Plünderungen im Markgräfler Krieg kam das Kloster in wirtschaftliche Schwierigkeiten, so dass Äbtissin Veronika Geyer von Giebelstadt 1553 die Dörfer Wartmannsroth und Aschenroth an die Herren von Thüngen verpfändete. 1564 übergaben die Äbtissin Veronika und Priorin Margaretha, „da sie alt und abgelebt und das Kloster Schönau in einer öden Wildnis und ferne von Menschen gelegen“, das Kloster samt Rechten und Gütern gegen ein Leibgeding im Heidingsfelder Kloster Paradies an den Fürstbischof Friedrich von Würzburg.

 

Den Hof Neutzenbrunn der 1559 an Kurmainz gefallen war, erhielten die von Thüngen als mainzisches Mannlehen.

 

Zunächst unterstanden die Klostergüter und -dörfer einem eigenen bischöflichen Vogt, bis sie 1681 den würzburgischen Ämtern Gemünden und Homburg/Wern zugewiesen wurden.

 

Ein Waschkeeß als Gebühr für das Waschen der Schafe
Nach der Beschreibung der Grafschaft Rieneck von 1640 hatte jeder Bauer der drei Saaleorte Schonderfeld, Michelau und Weyersfeld „uff den Thüngischen Hoff Neizenbron“ 4 Tage mit ihren Gespannen Frondienst zu leisten. Die Söldner, meist Taglöhner, fronten in der Erntezeit mit der Hand 5 Tage. Dafür erhielten sie eine Mittagskost und das Vieh Gras oder Heu. „Schunderfelt, Michelaw, Huzfurth, Weyersfeld, Wolfsmünster, Eschenroth undt Neizenbron“ hatten ein gemeinsames Weiderecht mit Schafen, Rindern und Schweinen auf ihren Markungen. Bedingung war, dass jeder mit seinem Vieh bei Sonnenuntergang wieder auf seiner heimatlichen Markung war. Der „Schöffer zu Neizenbron“ musste jährlich für das Beweiden der Markungen jedem Dorf 4 Käse geben. Wenn der Schäfer seine Tiere auf der Brücke von Michelau wusch, war ein zusätzlicher „Waschkeeß“ fällig. Später wurde die Fronverpflichtung in Geldleistungen umgewandelt.

 

Böhmische Herren auf Burg Rieneck
1673 kauften die böhmischen Grafen von Nostitz den nördlichen Teil der Grafschaft Rieneck. Dadurch gelangten sie nicht nur in den Besitz der rieneckischen Anteile der drei Saaleorte sondern auch der durch Mainz auf Lohr übertragenen Zentrechte. Die Grafen, die sich jetzt von Nostitz-Rieneck nannten, erneuerten deshalb die erloschene Zent Rieneck. Gemeinsam mit Würzburg übten sie die Herrschaft über die Dörfer aus.

 

Das Hochstift Würzburg macht dem Juliusspital seine Rechte streitig
1647 hatte das Spital das Hofgut Neutzenbrunn von den von Thüngen erworben und 1672 samt dem Weiler Neutzenbrunn von der mainzischen Lehenshoheit um 6 000 Reichstaler freigekauft. Abgaben an den Ritterkanton waren aber weiterhin fällig. 1702 wurden die dem Spital als eigen gehörenden Orte, darunter auch Aschenroth, zum kaiserlichen Landgericht Franken gezogen und mussten keine Steuern mehr an die Ritterschaft zahlen. In Aschenroth mit Neutzenbrunn besaß das Julius-Spital die vogteichen Rechte allein. Die Bevölkerung war leibeigen und entrichtete deshalb Leibhühner, aber kein Besthaupt.

 

1683 erhob die hochstiftische Zent Aura-Trimberg auf Wolfsmünster und seine Zugehörungen Aschenroth, Neutzenbrunn und den Gräfendorfer Spitalteil Anspruch, obwohl beide Institutionen dem Bischof unterstanden. Die Übertragung der Hoheitsrechte bedeutete nämlich für das Hochstift eine Stärkung des politischen Ansehens, denn dadurch würde das Spital zu einer Art Anstalt des privaten Rechts. Da die „Spitalregierung“ auf altem Recht beharrte, versuchte der Zentgraf von Aura-Trimburg 1781 seine Anerkennung durch Husaren mit Gewalt zu erzwingen. Doch ohne Erfolg, denn das Zentgericht blieb in der Folge beim Juliusspital.

 

1802 kam Neutzenbrunn mit Unterfanken an Bayern, 1806 zum großherzoglich würzburgischen Landgericht Gemünden und 1814 endgültig an die Krone Bayerns. 1814 bestand der Weiler Neutzenbrunn aus dem herrschaftlichen Hofgut, 4 Bauern-, und 4 Söldengütern. Eigenständig war der kleine Ort nie, immer war er ein Teil von Aschenroth.

 

1928 zählte Neutzenbrunn 13 und 1950 11 Wohnhäuser. Die Einwohnerzahl blieb über die Jahrhunderte weitgehend konstant. 1968 lebten 80 Personen in Neutzenbrunn, gerade mal 20 mehr als 1815.

 

Am 1.7.1972 wurde der Spitalhof und Weiler Neutzenbrunn mit Aschenroth in die Stadt Gemünden eingemeindet.

(Luf­t­auf­nah­me: Film-Pho­to-Ton-Mu­se­ums-Ver­ein)

Einwohnerzahlen in Reichenbuch

Stand Einwohner Hauptwohnsitz Einwohner Nebenwohnsitz Einwohner Gesamt
31.12.2005 24 1 25
31.12.2006 23 1 24
31.12.2007 23 0 23
31.12.2008 23 0 23
31.12.2009 23 0 23
31.12.2010 19 1 20
31.12.2011 21 1 22
31.12.2012 21 2 23
31.12.2013 21 2 23
31.12.2014 22 1 23
31.12.2015 18 1 19
31.12.2016 18 1 19
31.12.2017 19 0 19
31.12.2018 18 1 19
31.12.2019 22 0 22
31.12.2020 22 0 22
31.12.2021 22 0 22
31.12.2022 22 0 22
31.12.2023 23 0 23
31.12.2024 23 0 23

Chronik von Reichenbuch

Reichenbuch im Wandel der Geschichte

 

Gründung und Besiedelung, Vorgeschichte und frühes Mittelalter des Weilers Reichenbuch (Richartsbuch) liegen in Dunkelheit. Urkundlich wird der aus einigen Höfen bestehende Weiler, etwa 300 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, im Zusammenhang mit der Stiftung des Zisterzienserinnenklosters zu Moppen (Schönau) durch den Edelknecht Friedrich von Heßlar im Jahr 1189 n. Chr. genannt.

 

Die Urkunde berichtet von einem Tauschgeschäft zwischen dem Grafen Gerhard II. von Rieneck und dem Abte Konrad der Benediktinerabtei Fulda: „1189 – Konrad, Abt zu Fulda, bekennt, dass Graf Gerhard von Rieneck zu ihm gekommen sei und unter Vermittlung des Kaisers Friedrich (Barbarossa) gebeten habe, ihm das Dörfchen Moppen, das der Fuldaer Kirche gehört, gegen andere bessere Güter zu überlassen; dass er (der Abt) durch seine Boten, den Propst von St. Maria und seinen Bruder Heinrich von Ertal die Wahrheit dessen erfahren und dem Grafen gegen die Hälfte des Dorfes Richartsbuch und eine Hube tauschweise Moppen übergeben habe.“

 

Durch diesen Gütertausch zwischen der Abtei Fulda und dem Grafen Gerhard II. von Rieneck, dem bisher das Dörfchen Reichenbuch gehört hatte, ging die Hälfte des Weilers in den Besitz der Abtei Fulda über. Doch schon bald erscheint das ganze Dorf Reichenbuch wieder im Besitz der gräflichen Familie von Rieneck.

 

Die nächste erreichbare Urkunde überliefert nämlich: „1291 Mai 1. – Gerhard (IV.), Graf von Rieneck, und Adelheid von Bruneke (Brauneck), seine eheliche Hausfrau, schenken die Hälfte ihres Dorfes Richartsbuch mit allen Zugehörungen dem Kloster Schönau zum Heil ihrer Seelen und jener ihrer Töchter, welch letztere damals im Kloster aufgenommen waren. Ebenso geben Thomas, Gerhards Vater, nebst seiner Gemahlin Berta von Katzenellenbogen und Elisabeth von Hagenowe (Hagenau), Schwester der Grafen von Rieneck, die andere Hälfte desselben Dorfes an das Kloster, auf daß man dort ihres Vaters Ludwig und ihrer Mutter Adelheid ewig gedenke. Zugleich bekennen sämtliche, daß die Klosterfrauen (= von Schönau) einen Teil des Zehnten in Richartsbuch von Hartmann, dem Eidam (Schwager) des Ritters Dimar, was jene von dem Grafen zu Lehen trugen – gekauft und bezahlt haben.“

 

Seit dem 1. Mai 1291 gehörte somit das Dorf Reichenbuch zum Besitz des Zisterzienserinnenklosters zu Schönau.

 

Am 29. Mai 1564 übergaben die letzten Nonnen des Frauenklosters zu Schönau, Äbtissin Veronika Geyer von Giebelstadt und Priorin Margaretha Geyer, ihre leibliche Schwester, das im Bauernkriege (1525) geplünderte und im Markgräfler Krieg (1553/1554) zerstörte Zisterzienserinnenkloster zu Schönau mit allen verbliebenen Besitztümern, darunter den zugehörigen Ortschaften Schönau, Seifriedsburg und Reichenbuch, dem Würzburger Fürstbischof Friedrich von Wirsberg. Der Fürstbischof hatte den beiden alten Nonnen eine lebenslängliche Leibrente (Leibgeding) im ehemaligen Benediktinerkloster „Paradies“ zu Heidingsfeld bei Würzburg zugesichert. Für die ehemaligen Klostergüter des Frauenklosters Schönau, insbesondere für Reichenbuch und Schönau, wurde ein eigener fürstbischöflicher Verwalter eingesetzt, der von 1564 bis Ende des 17. Jahrhunderts von Schönau aus die ehemaligen Zugehörungen des Zisterzienserinnenklosters zu Schönau verwaltete.

 

In den erhaltenen Saalbüchern des 16. und 17. Jahrhunderts (Nr. 47, 48, 49, 50) erscheinen darum auch die vorgenannten Ortschaften nicht im Verzeichnis des fürstbischöflichen Amtes Gemünden.

Der Weiler Reichenbuch blieb im Zeitalter der Reformation dem katholischen Glauben erhalten. Seelsorglich wurde das Dörfchen Reichenbuch nach 1564 von der Pfarrei Gemünden betreut, bis es wahrscheinlich nach der Rekatholisierung Wolfsmünsters im Jahre 1628 dieser Pfarrei angeschlossen wurde.

 

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) verödete der Weiler Reichenbuch entweder unter den Einwirkungen von Seuchen und Pest oder aber unter den harten Folgen der schwedischen Besatzungstruppen (1631 – 1634) im Fürstbistum Würzburg und Herzogtum zu Franken.

 

Laut urkundlicher Abschrift vom 26.2.1813 übertrug Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn (1642 – 1673) im Rahmen des Neubesiedlungsprogrammes am 30. Oktober 1671 den ganzen Bereich des Reichenbucher Hofes oberhalb Schönau, nämlich zwei Wohnhäuser, eine Getreidescheuer, ein Haus des Schäfers mit Schafscheuer, mit den gebauten und ungebauten Artfeldern von 423 Morgen in drei Fluren, 26 Morgen Wiesen und Hutweiden und 6 Morgen unten an der Saale mit allen Rechten und Pflichten zwei Erbbauern Sebastian Zahn und Hansen Hofmann von Adelsberg. Die zwei Erbbauern wurden mit der Auflage verpflichtet, die Gebäude in gutem Zustand zu halten, die „verelenten und ins Holz verwachsenen Felder anzugreifen und auszurotten, die Wiesen abzuräumen und zu säubern“.

 

Die zukünftigen Inhaber des Reichenbucher Hofes und der Schäferei sollten jährlich von den Schönauer Forstbeamten Brennholz angewiesen bekommen. Außerdem wurde ihnen die Nutzung der Eichelmast für Schweine und für das Zugvieh die Weide an den Schönauer Klosterwaldungen zugesprochen. Die Erbbauern von Reichenbuch sollten der landesfürstlichen Zehntgerechtigkeit und Botmäßigkeit in Würzburg unterstehen.

 

Schon im Laufe der nachfolgenden Jahre wurde der ursprüngliche Besitzstand der zwei Erbbauernhöfe auf vier Höfe aufgeteilt. Aus dem Jahre 1700 liegt folgende Statistik vor: „Reichenbuch, darauf 4 Erbbeständner, die zum Kloster Schönau gehören und mit allen Rechten bei Würzburg.“

 

Nach der Säkularisation und Auflösung des geistlichen Herzogtums zu Franken (1802) kam Reichenbuch im Jahre 1818 bei der Neuordnung der Gemeinden zur Gemeinde Seifriedsburg. Der Eintrag eines Handbuches aus dem Jahre 1830 lautet daher: „Seyfriedsburg … einverleibt (eingegliedert) Reichenbuch, Hof, 1 6/8 St. v. L., 3/4 v.R.A.S. (= Sachsenheim), mit 5 Wohnh., 6 Fam., 44 S. (= Seelen), Kath., Filial zur Pf. (= Pfarrei) Wolfsmünster und zur Schule zu Seyfriedsburg, 1/2 St. davon.“

 

Bei der letzten Gebietsreform im Jahre 1971 wurden die Gemeinde Seifriedsburg mit seinen „einverleibten“ Nachbardörfern Reichenbuch und Schönau der Stadt Gemünden eingegliedert.

 

Stand seit dem II. Weltkrieg
Am Ende des II. Weltkrieges waren die Reichenbucher Bauernhöfe die Zufluchtsstätten für manche ausgebombte Gemündener Bürger. Seit dem II. Weltkrieg hat sich jedoch ein großer Strukturwandel in dem Dörfchen Reichenbuch vollzogen. Die Schäferei ist eingegangen; das alte, leerstehende Schäferhaus wurde zuletzt von der Stadt Gemünden an einen Seifriedsburger verkauft. Seit dem Jahre 1987 steht an dessen Stelle ein Neubau. Auch bei den Erbbeständnern des ehemaligen Reichenbucher Hofes ergaben sich seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts wesentliche Änderungen. Zwei Höfe wurden an einen auswärtigen Bürger verkauft, wovon die Nutzfläche des einen Hofes weiter verkauft, die landwirtschaftliche Nutzfläche des zweiten Hofes wieder verpachtet wurde. Die zwei verbliebenen einheimischen Bauern haben ebenfalls ihre Äcker und Wiesen an auswärtige Bauern verpachtet. Neu hinzugekommen in das Dorfbild des Weilers Reichenbuch sind auf der Südseite zwei Häuser im Bungalow-Stil.

 

Die Reichenbucher Kapelle
Die Kapelle in Reichenbuch, an der Kreuzung der Wanderwege auf Gemeindegrund erbaut, geht auf ein Gelöbnis eines frommen Reichenbucher Bauern des 19. Jahrhunderts zurück. Der Bauer Nikolaus Strohmenger hatte in der Bedrängnis des Napoleonischen Feldzuges nach Rußland (1812) unter der Verpflichtung eines Gelübdes versprochen, nach glücklicher Heimkehr zum Dank in Reichenbuch eine Kapelle zu Ehren der Gottesmutter zu erbauen. Erst seiner Enkelin, Dorothea Strohmenger, aus dem Stamm „Lenze“ gelang es, mit Hilfe der einheimischen Bevölkerung im Jahre 1852 die versprochene Kapelle zu errichten.

 

Der ganze Bau soll 1000 Gulden gekostet haben. Bis nach dem II. Weltkrieg zelebrierte gelegentlich ein Pater aus dem nahen Franzisk.-Minoritenkloster in Schönau in der Kapelle zu Reichenbuch eine heilige Messe. Infolge der zurückgegangenen Katholikenzahl im Weiler Reichenbuch wurde die Gottesdienstfeier in der Marienkapelle zu Reichenbuch eingestellt.

 

Im Laufe seiner 136-Jährigen Geschichte erlebte das Marienheiligtum zu Reichenbuch schon verschiedene Renovierungen, wie die Farbanstriche im Inneren der Kapelle ausgewiesen haben. Im Jahre 1942, mitten im II. Weltkrieg, erhielt der Altar mit seiner Marienstatue einen Baldachin, der, freilich der schweren Zeit entsprechend, nur sehr einfach ausfiel.

 

Im Herbst 1977 ist die Außenfassade der Marienkapelle wieder in ihrer ursprünglichen Form hergestellt worden. Schließlich wurde im Jahre 1987 durch eine großzügige Spendenaktion und mit dem arbeitsmäßigen und finanziellen Einsatz des Obst- und Gartenbauvereins Seifriedsburg die Innenrenovierung der Marienkapelle ermöglicht. Die erforderlichen Restaurierungsarbeiten an Wänden und Decke des Innenraumes, die Neuvergoldung an Altar, Muttergottesstatue, Baldachin und Kreuz leistete zur vollen Zufriedenheit aller die Maler- und Restaurationsfirma Geißler, Karlstadt.

Am Nachmittag des 18. Juni 1987 (Fronleichnamstag), am sogenannten „Reichenbucher Kirchweihfest“, konnte die renovierte Kapelle „Maria, Königin des Friedens“ mit einer feierlichen Marienandacht eröffnet werden.

 

Die Stadt Gemünden hat durch die äußere Anlage einer entfeuchtenden Drainage um die Kapelle und durch die gründliche Erneuerung der Eingangstür ihren Teil zur erfreulichen Gestaltung des Reichenbucher Kapellchens beigetragen.

 

(Text: Pater Bernhard Bauer, Kloster Schönau)

(Luf­t­auf­nah­me: Film-Pho­to-Ton-Mu­se­ums-Ver­ein)

Einwohnerzahlen in Seifriedsburg

Stand Einwohner Hauptwohnsitz Einwohner Nebenwohnsitz Einwohner Gesamt
31.12.2005 476 24 500
31.12.2006 471 24 495
31.12.2007 457 26 483
31.12.2008 470 30 500
31.12.2009 464 29 493
31.12.2010 445 24 469
31.12.2011 439 23 462
31.12.2012 440 22 462
31.12.2013 425 22 447
31.12.2014 411 23 434
31.12.2015 402 26 428
31.12.2016 393 27 420
31.12.2017 392 27 419
31.12.2018 396 27 423
31.12.2019 402 22 424
31.12.2020 399 24 423
31.12.2021 400 25 425
31.12.2022 407 25 432
31.12.2023 384 27 411
31.12.2024 378 30 408

Chronik von Seifriedsburg

Was die Geschichte von unserem Ort Seifriedsburg berichtet

 

Von seiner Lage und erster urkundlichen Erwähnung

 

Mitten in einer Waldrodung, ringsum heute noch von Wald umgeben, liegt in einer Höhenmulde der Ort Seifriedsburg. Nirgends grenzt die Flur an eine Nachbargemeinde. Unser „Seifriedsburger Lied“ drückt dies so in einer Strophe trefflich aus: „Zwischen Spessart, Saale, Main und Hoher Rhön liegt ein kleines Dörflein, ach wie wunderschön. Eingebettet zwischen Wiesen, Feld und Wald, Seifriedsburg wird es überall genannt.“

 

Die älteste im Staatsarchiv zu München noch vorhandene Urkunde, in der der Ort Seifriedsburg Sigefridesburg genannt wird, stammt aus dem Jahre 1158. Sie wurde ausgestellt bei einem Gütertausch zwischen den Grafen von Rieneck und dem Kloster Schönrain.

 

Die ältesten uns bekannten Siedler von Seifriedsburg, die Kelten

 

Die Geschichte berichtet geschriebene Zeugnisse nach Büchern, Akten und Urkunden. Über die Zeiten, aus denen nichts Geschriebenes vorliegt, schöpfen wir unsere Kenntnisse aber aus Bodenfunden.

 

So dürfen wir auf Grund der Ausgrabungen von 1909 in den Flurabteilungen „Neugereuth“ und „Märzenloch“ annehmen, dass in der Seifriedsburger Gemarkung schon etwa um 500 v. Chr. Menschen lebten, denn die Funde aus den geöffneten Hünen- und Hügelgräbern (Urnen, Gefäße, Schmuckgegenstände wie Fibelspangen und Ketten, die im Mainfränkischen Museum zu Würzburg zu sehen sind), stammen aus der jüngeren Hallstattzeit zwischen 500-400 vor Christus.

 

Zu dieser Zeit lebte im Gebiet des mittleren Mains und der unteren Saale der Keltenstamm der Helvetier. Sie hatten schon um 1000 v. Chr. in Würzburg auf dem heutigen Marienberg eine Volks- bzw. eine Fliehburg errichtet.

 

Germanenstämme verdrängen die keltischen Helvetier

 

Im letzten Jahrhundert v.Chr. dringen von Norden germanische Stämme in unsere Heimat am mittleren Main vor. Zunächst waren es die Alemannen (2. Jh.); dann rücken die Burgunder (250 n. Chr.) nach. Nach deren Wegzug zum Rhein kehren die Alemannen wieder zurück und besetzen zusammen mit den Hermanduren unser Gebiet. Schließlich erobern die Franken das Land am mittleren Main. Sie nennen es Ostfranken; später wird daraus das Herzogsland Franken.

 

Seifriedsburg beim Kloster Fulda

 

Mit der Christianisierung, die durch die Gründung des Benediktiner-Klosters in Fulda 744 durch Bonifatius verstärkt und organisiert vorangetrieben wurde, dehnte das Kloster Fulda seinen herrschaftlichen Einfluss bis in das Gebiet der Diözese Würzburg an der unteren Saale aus. Auch Seifriedsburg liegt in diesem Bereich und gehörte zur Gerichtsbarkeit von Fulda.

 

Der Ort bei den Grafen von Rieneck

 

Von Fulda erhielten die Grafen von Rieneck als Schirmvögte dieses Gebiet an der unteren Saale als Lehen, somit auch Seifriedsburg.

 

Seifriedsburg kommt allmählich zum Kloster Schönau

 

Als in Moppen im Jahre 1189 das Kloster Schonawa (Schöne Au – Schönau) gegründet wurde, gelangt bis etwa 1353 – wie schon erwähnt – durch Schenkungen der Grafen von Rieneck und Henneberg, sowie der Adeligen von Hohenburg zu Adolphsbühl (Jobst), des Edelknechtes Wolfelin Fuchs und des Ritters Gotzo von Rieneck fast ganz Seifriedsburg in den Besitz des Klosters Schönau.

 

Seifriedsburg beim Hochstift Würzburg

 

Mit dem Übergabevertrag vom 29. Mai 1564 endet die Geschichte des Zisterzienserinnen-Klosters Schönau. Die letzte Äbtissin Veronika Geyer aus Giebestadt übergibt alle Besitzungen, Zugehörungen, Rechte und Pflichten dem Fürstbischof Friedrich von Wirsberg.

 

Damit gehört auch Seifriedsburg zum Hochstift Würzburg. Es wurde dem Würzburger Amt in Gemünden zugeteilt. Laut Salbuch (Urkunden- oder Gerichtsbuch) aus dem Jahre 1582 (Staatsarchiv Würzburg) gehören neben Seifriedsburg auch Weyersfeld, Michelau und Schonderfeld zur Stadt Gemünden. Der Ort hat damals 30 Herdstellen, was gleichbedeutend 30 Häuser heißt.

 

Nur der Zugehörigkeit zum Kloster Schönau und dem Hochstift Würzburg hat es Seifriedsburg zu verdanken, daß es katholisch bleiben durfte, als durch die Einsetzung eines evangelischen Pfarrers (Kilian Wurflein) durch Philipp v. Th. die Pfarrei Wolfsmünster im Jahre 1550 protestantisch geworden war.

 

Unter Julius Echter trat das Hochstift Würzburg 1609 dem katholischen „Bund der Liga“ bei. Deshalb erfuhren die Ortschaften des Hochstiftes im Dreißigjährigen Krieg in den Jahren zwischen 1631 – 1634 großes Leid und große Not. Die Schweden hatten nämlich in diesen Jahren die Orte unserer Heimat besetzt und die Bevölkerung musste sie nicht nur versorgen, sondern sie war auch deren Willkür ausgesetzt.

 

So schrieb am 29. Juli 1632 der Rat der Stadt Gemünden an den schwedischen General Horn einen Beschwerdebrief wegen der drückenden Lasten, die man Seifriedsburg auferlegt hatte und auch wegen der häufigen Einquartierungen: „Seifriedsburg sei total niedergebrannt“. Die Seifriedsburger erklärten: „dass ihr Dorf von den Kriegsleuten in Brand gesteckt und bis auf 7 elende Hütten und Scheunen in Asche liege. Sie selbst seien gezwungen, in der Nachbarschaft um Unterkunft zu suchen und um Almosen zu betteln, damit sie nicht Hungers sterben. Die Ortschaft habe zu Anfang des Krieges 20 Heimstellen (Häuser) gezählt“.

 

Eingefügt sei noch, daß nach dem Dreißigjährigen Krieg 1681 der Schönauer Erbbauer Michael Haas Schultheiß von Seifriedsburg war. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich Seifriedsburgs Einwohner erholt und 20 Häuser.

 

Dorfgericht in Seifriedsburg seit dem 17. Jh.

 

Auch erwähnenswert ist, dass Seifriedsburg seit alters her ein eigenes Dorfgericht hatte – nachweislich seit 1645. Die Gerichtstage wurden gewöhnlich unter freiem Himmel abgehalten im Beisein eines fürstbischöflichen Amtsmannes von Gemünden und des dortigen Oberschultheißen, der den Vorsitz als Gemeindevorsteher führte. Als Richter standen ihm vier Schöffen zur Seite, die aus ehrsamen Ortsbürgern ausgewählt und vereidigt wurden. Die Angeschuldigten hatten einen Advokaten zur Seite. Zur Rüge (Verhandlung) kamen aber meist nur Beleidigungen und kleine Vergehen mit geringen Bußen.

 

An solchen Gerichtstagen kamen aber auch gemeindliche Angelegenheiten zur Sprache, wie z. B. neu in die Ortsbevölkerung aufzunehmende Leute, zu vereidigende Schöffen und zu verpflichtende Flurhüter und Hirten (für Gänse und Schweine), Frondienste, Zehent, Weideplätze und Heege, sowie Holzverteilung.

 

Seifriedsburg kommt zum Königreich Bayern

 

Schließlich hören wir 1802/1803 in der Säkularisation (Auflösung der geistlichen Fürstentümer und das Hochstift Würzburg war ein solches) von unserem Ort. Weite Teile des Fürstentums Würzburg kamen 1804 zum neuerrichteten Königreich Bayern. Seifriedsburg war auch darunter, es kam vorläufig zum bayerischen Landgericht Gemünden und endgültig wurde dies im Jahre 1814.

 

Seifriedsburg wird selbstständige Gemeinde

 

Eine enorme Verbesserung trat im Jahre 1818 ein, als die Bewohner von Seifriedsburg Untertanen zu mündigen Bürgern wurden und selbst entscheiden, bzw. sich selbst bestimmen durften. Seifriedsburg wird zusammen mit den Weilern Schönau und Reichenbuch ein Realverband, d.h. selbstständige Gemeinde. Die Bürger wählen sich ihren Bürgermeister und die Gemeinderäte in freier und geheimer Wahl.

 

Lange hat dieser Verselbständigungs- und Unabhängigkeitsprozess gedauert, wenn man bedenkt, dass bereits 1525 die Bauern darum gekämpft haben, so waren es 400 Jahre!

 

Schlimme Zeiten für den Ort – die beiden Weltkriege 1914/18 und 1939/45

 

Vor allem der zweite Weltkrieg brachte viel Unglück und Leid. In den letzten Kriegstagen am 4. und 5. April zerstörten amerikanische Jagdbomber bei 3 Angriffen mehr als 70 % der 46 bäuerlichen Anwesen. Am 6. April wurde der Ort nochmals unter Artilleriebeschuss genommen. Vier Todesopfer hatte man dabei zu beklagen. Groß war die Not, denn auch viele Flüchtlinge waren in den letzten Jahren in Seifriedsburg unterzubringen.

 

Wiederaufbau nach 1945

 

Mutig und tatkräftig gingen die Seifriedsburger an den Wiederaufbau ihrer Anwesen. Kaum waren mit Nachbarschaftshilfe die schlimmsten Schäden beseitigt, dachte man auch schon an ein neues Gemeinde- und Feuerwehrhaus. Daneben liefen bereits auch die Planungen des neuen Kirchenbaus und die Anschaffung der neuen Glocken. Schließlich kam unerwartet eine neue Orgel noch dazu. Abgeschlossen waren die Maßnahmen 1955. Nach kurzem Atemholen wurde Ende der fünfziger Jahre (1959/61) der Friedhof neu gestaltet und ein Leichenhaus gebaut.

 

Zeiten des Wirtschaftswunders 1960 – 1971

 

Mit Elan ging es auch in die sechziger Jahre. Zunächst wurde 1961/62 eine neue Schule errichtet. Endlich konnte man 1964 mit dem langersehnten Bau einer Ortswasserleitung und -kanalisation in Verbindung mit dem Ausbau des Ortsstraßennetzes beginnen. Um diese Zeit liefen nebenher die Planungen für Neubaugebiete am Stein, der Wolfsmünsterer und Höllricher Straße. Der Ortserweiterung stand somit nichts mehr im Wege.

 

Seifriedsburg verliert seine Selbständigkeit 1971

 

Der 1. Januar 1971 ist für die Gemeinde ein denkwürdiger und schmerzlich empfundener Tag, denn mit ihm verliert sie ihre Selbständigkeit. Zusammen mit seinen Weilern Reichenbuch und Schönau wird der Ort Stadtteil von Gemünden. Zuvor hatten sich die Bürger in einer Wahlabstimmung für die Stadt Gemünden und gegen die Eingliederung nach Gräfendorf ausgesprochen. Sie meinten das kleinere Übel zu wählen.

 

Nach der Eingemeindung wurde 1973 (vor allem auf Betreiben von Pater Bernward Bauer aus dem Franziskanerorden des Klosters Schönau) wieder ein Kindergarten im verwaisten Schulhaus eingerichtet. Im 3. Reich bestand schon einmal einer in der Gaststätte „Zum Stern“ (Kinderfräulein war „Tante Luise“). Dieser Kindergarten wurde nach 1945 von den Barmherzigen Schwestern aus Oberzell bis 1953/54 geleitet.

 

1986/87 stand erneut eine Neugestaltung des Friedhofes an. Die Kirche wurde wieder renoviert (außen und innen) und die Außenanlagen vom Obst- und Gartenbauverein, der auch sehr viel für die Restaurierung der Bildstöcke und der Ortsverschönerung tat, neu angelegt.

 

Mit dem Bau eines Rückhaltebeckens schuf man 1987 auch die Voraussetzung für den Anschluss der Abwässer an die Kläranlage in Gemünden.

 

Seit dem Verlust der Selbständigkeit haben die Ortsvereine größeres Gewicht, denn sie tragen jetzt das Kulturerbe weiter und leisten einen wichtigen Beitrag für die Zusamengehörigkeit und Freizeitgestaltung der Ortsbevölkerung.

 

Noch ist Seifriedsburg in der glücklichen Lage, die Freiwillige Feuerwehr, den Sport-, den Obst- und Gartenbau- und den Gesangverein, sowie die Soldatenkameradschaft und die Musikkapelle zu besitzen. In jüngster Zeit treffen sich unsere älteren Mitbürger monatlich einmal im Seniorenkreis zu einem gemütlichen Beisammensein.

 

Mit Gottvertrauen und Zuversicht wollen wir weiter in die Zukunft gehen!

 

Auszug aus dem Buch
„500 Jahre Jakobuskirche in Seifriedsburg – 1497-1997“
Herausgeber: Kirchengemeinde St. Jakobus Seifriedsburg

(Luf­t­auf­nah­me: Film-Pho­to-Ton-Mu­se­ums-Ver­ein)

Einwohnerzahlen in Schaippach

Stand Einwohner Hauptwohnsitz Einwohner Nebenwohnsitz Einwohner Gesamt
31.12.2005 365 44 409
31.12.2006 360 47 407
31.12.2007 353 46 399
31.12.2008 365 48 413
31.12.2009 357 47 404
31.12.2010 363 33 396
31.12.2011 365 35 400
31.12.2012 367 37 404
31.12.2013 358 35 393
31.12.2014 356 31 387
31.12.2015 352 28 380
31.12.2016 355 27 382
31.12.2017 353 29 382
31.12.2018 347 32 379
31.12.2019 352 24 376
31.12.2020 331 33 364
31.12.2021 329 23 352
31.12.2022 330 23 353
31.12.2023 340 23 363
31.12.2024 345 19 364

Chronik von Schaippach

Am 24. Juni 2012 konnte Schaippach auf eine 1200-jährige Geschichte zurückblicken. Mit der Urkunde von 812 übertrug ein gewisser Reginfrid seine Besitzungen zu „Sceipbach“ dem Kloster Fulda. Er verschenkte nicht nur eine Neurodung mit Ländereien, Wiesen, Feldern, Wäldern, stehenden und fließenden Gewässern, sondern auch mit den dort beschäftigten Untertanen Namens Heiuuig, Altrat, Herimuot, Perahtniuui mit zwei Kindern und Perahtlind mit allen lebensnotwendigen Sachen. Ausgestellt wurde diese Urkunde im Kloster Fulda am 8. Tag vor den Kalenden des Juli im 44. Jahr der Herrschaft Karls, des ruhmreichen Herrschers der Franken.

 

In Schaippach kann auch Königsgut nachgewiesen werden. Kaiser Otto II. schenkte 983 sein ganzes Eigentum zu „Scheikbach“ der Kirche des heiligen Märtyrers Kilian in Würzburg. Aufgeführt werden Wiesen, Weinberge, Weiden, Wälder, stehende und fließende Gewässer, Mühlen, Unfreie beiderlei Geschlechts, Fischgründe und Weideplätze. Es wird aber angenommen, dass dieses Königsgut keine Bedeutung als Stützpunkt königlicher Herrschaft gehabt hatte, denn es lassen sich keine „königsfreien Siedler“ für Schaippach nachweisen, deren Aufgabe es war das Königsgut zu sichern und es durch wirtschaftliche Tätigkeiten zu erweitern. Auch finden sich im Gefüge der Schaippacher Flur keine Spuren eines größeren Hofes. Ebenso spricht der Verlauf der Fernwege, wie der „Birkenhainer“, gegen einen „Etappenort“ der fränkischen Herrscher.

 

Wann und wie Schaippach in den Besitz der Grafen von Rieneck gelangte, lässt sich nicht nachweisen. Die Grafen dürften aber in seinem Besitz gewesen sein, als sie um 1150 die Burg und Stadt Rieneck zum Mittelpunkt ihrer Herrschaft machten. Die Teilung der Grafschaft zwischen den beiden Linien zwischen der Lohr-Grünsfelder Linie und der Linie Rieneck-Rothenfels von 1314 brachte für viele beteiligte Orte neue Herrschaften. So war zum Beispiel in Schaippach noch Mainz und später auch Hanau beteiligt. Vollständig war der Ort erst 1489 wieder im Besitz der Rienecker.

 

Nach dem Aussterben der Grafen von Rieneck im Jahr 1559 wurde die Grafschaft unter die Erben, die Isenburger, die Hanauer, Erbach, Mainz und Würzburg, aufgeteilt. Der Hauptteil der Grafschaft, alle Passivlehen von Mainz und die rieneck’schen Aktivlehen, fielen 1559 an Mainz. Zum Amt Rieneck gehörten 1576 die Stadt Rieneck und die Dörfer „Schaippach, Hoenrod, Felden, Rengersbron, Weyersfeld, Schunderfeld, Michelaw und Huzfurdt“.

 

In Schaippach lebten 20 mainzische Leibeigene und 2 hanauische. Keller Johann Wenzel führt in seiner Beschreibung 1640 nur noch 10 intakte Häuser an, die restlichen 11 waren abgebrannt. Schaippach erholte sich offensichtlich von den Kriegsfolgen rasch, denn 1669 gab es wieder 17 Bauern in Schaippach, die allesamt aber Mainz leibeigen waren. Als Mitbürger von Rieneck gehörten sie in die dortige seit 1411 selbstständige Pfarrei und zum dortigen Gericht.

 

1673 verkaufte Kurfürst Erzbischof Lothar Friedrich von Mainz den nördlichen Teil der Reichsgrafschaft Rieneck an den böhmischen Grafen Hans Hartwig von Nostiz. Dieser führte von da an den Namen von Nostiz-Rieneck. Der Grund für den Kauf waren Sitz und Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium des Reichstages und im fränkischen Reichskreis, die mit der Grafschaft Rieneck verbunden waren. Der Graf besuchte Rieneck nie. Die einzigen, die je ihren Besitz in Augenschein nahmen waren seine beiden Söhne Anton Johann und Wenzel Desiderius, die am 9. Juli 1684 nach Rieneck kamen, um sich nach dem Tod ihres Vaters huldigen zu lassen. Unter ihrer Herrschaft wurden 1793 die Schaippacher Kirche und ein Jahr später die Schule gebaut. Das älteste Baudenkmal aber ist die massive Sandsteinbrücke über die Sinn, die schon 1357 bestand.

 

Mit dem Ende des „Römischen Reiches deutscher Nation“ war 1805 die Reichgraftschaft mit der damit verbundenen Stimme im Reichstag für die böhmischen Grafen wertlos geworden.
Friedrich von Nostitz-Rieneck verkaufte deshalb am 20. März 1809 den Besitz an den „Fürst Primas der Rhein Confederation“

 

1810 wurde der Staat des Fürstprimas Carl Theodor von Dalberg durch Napoleon nach französischem Modell neu geordnet. Sitz des neu geschaffenen Staatsgebildes „Großherzogtum Frankfurt“, Fulda und Hanau waren hinzu gekommen, war Frankfurt. Die französische Gesetzgebung wurde eingeführt und die Multikonfessionalität zugelassen. Die Amtsvogteien wurden zu Distriktmairien und die Gemeinden zu Mairien.

 

Die Amtsvogtei Aura wurde Burgjoß zugeordnet. Rieneck bildete eine eigene Vogtei.
1810 beziehungsweise 1818 wurde die politische Gemeinde Schaippach aus dem Realverband Schaippach, dem Hofgutsbezirk Hohenroth und dem Zollberger Wirtshaus gebildet. Nach dem Ende der napoleonischen Ära wurde 1813 das Departement Aschaffenburg von Bayern übernommen. Die bisherigen Distriktmairien wurden am 1. Oktober 1814 zu Landgerichten gemacht. Das Landgericht Aura schloss den Distrikt Burgjoß und die Hälfte des Jurisdiktionsamtes Rieneck ein. Rieneck mit Schaippach wurde durch das Landgericht Lohr verwaltet. Schaippach zählte 226 Einwohner, verfügte über eine Kirche und eine Schule. An der Sinn standen eine Mahlmühle, eine Gipsmühle und eine Lohmühle.

 

1828/29 wurde das Landgericht Aura aufgelöst. Die Gemeinden Wohnrod, Fellen, Neuhof, Rengersbrunn, Trockenbach und Burgsinn kamen zum Landgericht Gemünden. Rieneck, Dürrhof, Schaippach, Hohenroth und Zollberg, die bisher bei Lohr waren, wurden dem Landgericht Gemünden überführt, das 1862 zum Bezirksamt umgeformt wurde.
1869 zählte Schaippach 32 Wohnhäuser und 56 Familien mit 200 Seelen. Um die Jahrhundertwende gab es in Schaippach zwei Fabrikbetriebe, am Ortseingang seit 1893 eine Zigarrenfabrik, und eine Drahtfabrik wurde 1895 in der alten Sinnmühle eingerichtet.

 

Bevölkerungszuwachs brachte nach dem 2. Weltkrieg der Zuzug von Heimatvertriebenen. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich auf 420. Die Gebietsreform von 1971 bis 1978 beendete die Selbstständigkeit Schaippachs, es wurde am 1. Juli 1971 ein Stadtteil von Gemünden.

 

(Historischer Verein, Bruno Schneider)

(Luf­t­auf­nah­me: Film-Pho­to-Ton-Mu­se­ums-Ver­ein)

Einwohnerzahlen in Schönau

Stand Einwohner Hauptwohnsitz Einwohner Nebenwohnsitz Einwohner Gesamt
31.12.2005 109 8 117
31.12.2006 109 9 118
31.12.2007 107 9 116
31.12.2008 105 11 116
31.12.2009 106 7 113
31.12.2010 102 2 104
31.12.2011 103 2 105
31.12.2012 97 2 99
31.12.2013 95 4 99
31.12.2014 93 7 100
31.12.2015 96 4 100
31.12.2016 101 4 105
31.12.2017 95 4 99
31.12.2018 93 5 98
31.12.2019 92 5 97
31.12.2020 94 6 100
31.12.2021 95 6 101
31.12.2022 99 8 107
31.12.2023 100 8 108
31.12.2024 100 8 108

Chronik von Schönau

In einem Bogen an der Saale liegt anmutig das Kloster der Franziskanerminoriten Schönau. 1189 hatten Zisterzienserinnen hier ein Frauenkloster gegründet. Nach den Zerstörungen im Bauern- und im Markgräfler-Krieg war es aufgegeben worden. 1699 erwarb der Laienbruder Kilian Stauffer aus Würzburg das inzwischen verfallene Gebäude und begann mit dem Umbau der noch bestehenden Reste der frühgotischen Kirche in barocker Manier und dem Neubau des Klosters. Bald entwickelte es sich zu einem beliebten Wallfahrtsort.

 

Die Einrichtung der Klosterkirche stammt im Wesentlichen aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Einzelne Stücke sind aus der früheren Kirche. Der stattliche Hochaltar füllt die gesamte Chorwand aus. Zwischen rötlichen Stuckmarmorsäulen befinden sich rechteckige Gemälde: in der Mitte St. Maria Immakulata, seitlich St. Franziskus und St. Bonaventura. Darüber, zwischen den Barockfiguren St. Anna und St. Josef, beide mit Jesuskind, das Gemälde Dreifaltigkeit.

 

Dem Hochaltar ähnlich sind die Seitenaltäre. Die Altarbilder St. Antonius (rechts) und St. Valentin (links) sind Arbeiten aus der Richtung Oswald Ongherz. An der Nordwand unter der Empore steht ein dreiteiliger Altar (1710) mit den Holzplastiken Pieta (Gnadenbild), Magdalena und Veronika. Vergoldete Akanthusranken zieren die wuchtige Kanzel mit dem Guten Hirten als Bekrönung. Im Langhaus zeigen 13 große Gemälde verschiedener Meister Szenen aus dem Leben Christi. Die 14 kleinen Kreuzwegstationen wurden 1755 von Urlaub gemalt.

 

Hinter dem Hochaltar befindet sich ein Mönchschor, in dem noch die frühgotische Architektur sichtbar ist. Der Spätbarockaltar hat das Altarblatt St. Wendelin und darüber St. Nepomuk. Die Rückwand des Altars nehmen weitere Ölgemälde ein. Die beachtlichen Figuren Hl. Maria mit Kind, Johannes d. T. und Johannes d. Ev. sind aus der Werkstatt Tilman Riemenschneiders.
An der Nordseite des Chores befindet sich die dreijochige Sakristei, die früher den Freiherren von Thüngen als Begräbnisstätte diente. Die Grabsteine verarbeitete der Barockbaumeister Bruder Staufer für Fenstergewände. Das östliche Joch wurde erst um 1700 neu hinzugebaut.

 

Um das Kloster haben sich einige Häuser angesiedelt.

(Luf­t­auf­nah­me: Film-Pho­to-Ton-Mu­se­ums-Ver­ein)

Einwohnerzahlen in Wernfeld

Stand Einwohner Hauptwohnsitz Einwohner Nebenwohnsitz Einwohner Gesamt
31.12.2005 1.097 87 1.184
31.12.2006 1.083 79 1.162
31.12.2007 1.093 80 1.173
31.12.2008 1.067 79 1.146
31.12.2009 1.058 79 1.137
31.12.2010 1.033 63 1.096
31.12.2011 1.005 65 1.070
31.12.2012 1.013 69 1.082
31.12.2013 1.004 61 1.065
31.12.2014 1.003 54 1.057
31.12.2015 1.023 46 1.069
31.12.2016 1.023 42 1.065
31.12.2017 1.025 42 1.067
31.12.2018 1.009 44 1.053
31.12.2019 1.028 38 1.066
31.12.2020 1.033 39 1.072
31.12.2021 1.028 38 1.066
31.12.2022 1.034 37 1.071
31.12.2023 1.020 33 1.053
31.12.2024 1.032 28 1.060

Chronik von Wernfeld

Die Entstehung des Dorfes Wernfeld lässt sich nicht genau auf das Jahr festlegen. Wenn man auf das Alter der Ortschaft durch ihre Namensform schließen darf, fiele Wernfelds Entstehung in die Zeit von 600 – 700, in die zweite Siedlungswelle der Franken.

 

Wernfeld wird erstmals 1158 als Wernfeld erwähnt. Graf Ludwig v. Rieneck tauschte damals Güter des Klosters Schönrain, die in Massenbuch, Werinfeld, Karoldesbach und Heissdorf gelegen waren. Er bekam für das in diesen Dörfern gelegene Streugut die Orte Hofstetten und Spuren (gegenüber Neuendorf), womit er den Klosterbezirk abrundete.

 

Wernfeld lag am Rande des ausgedehnten Forstes, dessen Wildbann schon 1014 von Kaiser Heinrich II. dem Hochstift Würzburg bestätigt wurde. Dieser Wald erstreckte sich von Mühlhausen an der Wern bis zur Wernmündung. Dann weiter über Harrbach bis Zimmern am Main, von da über Zellingen zurück bis Mühlhausen. Dann taucht der Name Wernfeld erst wieder 1243 auf. Es wurde neben den Hohenbergen auch das Hochstift Würzburg Grundbesitzer in Wernfeld, da Güter und Leute in Wernfeld, Harrbach und Karsbach von den Herren von Rieneck nach ihrem verlorenen Krieg an Würzburg abgegeben werden mussten. Anno 1278 wird ein Ritter von Bonnland als Rieneckischer Lehensträger in Wernfeld erwähnt.

 

Die Erwähnung des Kirchenbaues in Adelsberg 1335 führt uns auch auf die Geschichte des Dorfes Wernfeld.
Es wird berichtet, dass Kurt v. Thüngen am Mittwoch nach Ostern 1336 dem Fürstbischof und seinem Gefolge nach Einweihung der Kirche in Adelsberg bei der Rückkehr nach Würzburg durch sein Eigendorf Wernfeld das Geleite gegeben habe. Wir hören hier zum ersten Mal von Wernfeld als Thüngener Besitz. Kurt v. Thüngen konnte das Dorf nur von seinem Vater Dietz ererbt haben. Da dieser eine Margarete v. Hohenburg geheiratet hatte, ist unbedingt zu schließen, dass die Ortschaft im Jahr 1290 bei der Eheschließung als Margaretens Heiratsgut von den Hohenbergen in die Hände der Thüngen überging. Dass es dabei verblieb, zeigt uns heute noch das Wappen am Wohnhaus Obenhin. Das Gebäude war ehemals das Torhaus, welches die Ortschaft am unteren Ende abschloss. Wir sehen dort ein Doppelwappen, in welchem das der Thüngen mit dem des Hochstifts Würzburg verbunden ist.

 

Würzburg hatte schon 1243 als Grundherr in Wernfeld Fuß gefasst durch Rieneckische Güterabgabe. Es erweiterte seinen Grundbesitz besonders 1376. Damals sahen sich die Grafen Gerhard und Gottfried von Rieneck gezwungen, ihre verstreuten Lehenschaften und Eigenleute um 4000 Pfund Heller an Würzburg zu verkaufen. Es befanden sich auch ihre Güter in Wernfeld und Harrbach darunter (Histor. Atlas Gemünden, S. 52). Daher also die beiden Grundherrschaften Thüngen und Würzburg. Leider blieb Wernfeld im Schatten der Geschichte bis Ende des 15. Jahrhunderts.

 

Nach dem Verkauf der Homburg durch die Herren v. Bickenbach an das Hochstift Würzburg, ergaben sich für die Bevölkerung folgende Verhältnisse seit 1471:

In vier Ortschaften wurden sofort Dorfgerichte installiert, die dem Würzburger Amtmann auf der Homburg unterstanden. Diese vier Dorfgerichte mit je 12 Schöffen saßen in Bühler mit Münster, Gössenheim mit Sachsenheim, Wernfeld mit Kleinwernfeld, Adelsberg und Harrbach. Nur Karsbach führte ein Dorfgericht für sich allein. Die 12 Gerichtspersonen waren auch zuständig um mit den fürstlichen Beamten die Gemeindeämter zu vergeben. Für Amtshandlungen der fürstlichen Beamten hatte Wernfeld mit Adelsberg, Harrbach, Gössenheim und Sachsenheim gemeinsam 1 Reisewagen mit 4 Pferden bereitzuhalten.

 

Die Bevölkerung, also auch in Wernfeld/Adelsberg, wurde an das Hochstift Würzburg leibeigen, zahlte Leibhühner, Handlohn bei Besitzwechsel, und das beste Stück Vieh, das Besthaupt, im Todesfall eines Besitzers. In dem fürstbischöflichen Gebiet bildete das Rittergut in Adelsberg einen Fremdkörper, der bis ins 19. Jahrhundert erhalten blieb. Auf das Fischereirecht hatten in Wernfeld die Bewohner gewisser Höfe Anspruch, gegen Reichung bestimmter Lehensgaben. Das Fischereirecht in der Wern stand dem Oberamtmann in Gemünden und dem Kelleramt von Homburg allein zu.

 

Der Wald an der Wern unterlag schon immer der Würzburger Hoheit als Kammerforst. Die Erhebung Wernfelds zum Gerichtssitz 1471 gab zum ersten Mal einen Vorsprung vor Adelsberg, und seine Bewohner fühlten sich stolz, nun endlich einmal einen Adelsberger hängen zu können. Da diese aber mit der Belieferung im Rückstand blieben, schlummerten beide Dörfchen weiter im Schatten der Geschichte.

 

Ein zweiter Vorzug Wernfelds, der sich immer vorteilhafter entwickelte, war seine Lage an der Talstraße, die von Würzburg nach Gemünden führte. Der Fürstbischof hatte nämlich auf dieser Straße das Geleitrecht und verlangte daher von den Anliegern, dass sie Straßen, Wege, Stege, Brücken und Furten instand hielten und Kaufleute auf ihrem Weg zu den Frankfurter Märkten durch den Spessart hindurch geleiteten. Dabei spielte die Wernfelder Furt über die Wern eine große Rolle. Die gute Verkehrslage verursachte auch sein rasches Wachstum.

 

Wernfelds Name war auch mit der Wege- und Wasserzollstation verbunden, die sich im Gebäude des Zwing befand, des wichtigsten Zollamts im ganzen Oberamt Gemünden. Jedes Schiff oder Floß, jeder Wagen hatte dort anzuhalten. Im Dorf selbst nahmen Unterzöllner noch den Guldenzoll für jeden Eimer ausgeführten Weines.

 

Die Weinberge gingen erst um 1800 ein. Bis 1725 hatte Wernfeld nur ein Wirtshaus, in der Mitte des Dorfes (heute Pfister). Es war Gemeindeeigentum und an wechselnde Pächter vergeben. Erst 1723/1725 entstand das stattliche Gasthaus im Stile Balthasar Neumanns durch den Zöllner Holzmann vom Zwing (heute Gasthof Hofmann).

 

Den endgültigen Sprung nach vorne bewirkte die Gründung der Pfarrei und die Errichtung der ersten Schulstelle.
Das war Wernfelds Aufschwung zur Führerrolle, 1596.

 

Die Wern mündete früher an der Mainfähre gegenüber von Kleinwernfeld in den Main und das älteste Dorf schloss sich an den Umladeplatz an der Wernmündung an. An der Mündung der Wern und an der Fähre war die sogenannte Lochwirtschaft, welche von den Schiffern fleißig besucht wurde. Beim Bau der Bahnlinie Würzburg-Aschaffenburg 1855 wurde die Wernmündung verlegt und das jetzige Bett gegraben. Bei Hochwasser füllt sich noch das alte Bett der Wern.

 

Oberhalb der Wernbrücke befanden sich zwei Mühlen, eine Lohmühle und eine Papiermühle (ehemals Getränkevertrieb Volpert). Daran schloss sich eine Getreidemühle an (Wolz-Schmid). Weiter außen, gegen Sachsenheim, war nochmals eine Lohmühle und eine Papiermühle, vor Jahren befand sich darin eine Gipsfabrik.

 

Die Einwohnerschaft von Wernfeld war von alters her nur gering begütert. Die alten Matrikel sprechen immer von Halb-Bauern. Das war bedingt durch die bergige, schwer zu bebauende Feldmarkung mit größtenteils Sandboden. Von hier gilt der Spruch:

 

Links der Mee,
rechts der Ree,
nix wie Stee.

 

Außer von der Schifffahrt und der Landwirtschaft erwerben sich die Bewohner Verdienst durch Besenbinden und Reifenschneiden. Diese Industrie war früher hier sehr lebhaft, im Winter fast in jedem Haus. Seit dem Bau der Eisenbahn haben sich die wirtschaftlichen Verhältnisse bedeutend zum Besseren verändert. Den Leuten bot sich mehr Arbeitsgelegenheit an der Bahn und in den Industriebetrieben.

 

Heute ist Wernfeld vorwiegend ein Arbeiterdorf. Zum Teil arbeiten die Bewohner in den ortsansässigen Betrieben, zum größeren Teil fahren sie in die naheliegenden Städte Gemünden, Lohr, Karlstadt und zum weitaus überwiegenden Teil nach Würzburg auf die Arbeit.

 

(Text von Studienprofessor a. D. Vital Huhn, Adelsberg)

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